Gerade erscheint bei Room40 digital das neue Werk “The Edge is a Place” der australischen Perkussionistin und Klangkünstlerin Vanessa Tomlinson. Das Release versammelt sechs 2024 entstandene Stücke, die ausschließlich mit einem festgelegten Set akustischer Klangquellen realisiert wurden, darunter Vibraphon, Keramik- und Metallschalen, Holzplanken, Becken, Glöckchen, Wassergefäße und verschiedenste Alltagsgegenstände, mit denen die Materialien zum Klingen gebracht werden: darunter Stricknadeln, Kontrabassbögen, Kochstäbchen, Gummikugeln und Ketten. Entstanden ist daraus ein akustisch dichtes, teils singelndes, teils dröhnendes und klimperndes Gewebe, das zwischen abstrakter Struktur und fein abgestimmter Atmosphäre oszilliert. Die Stücke wirken in ihrer Dichte fast wie Miniaturen einer surrealen Ordnung mit Momenten von zarter Klangzerbrechlichkeit ebenso wie mit eruptiven, paukenden Einschlägen. Die Klänge entfalten eine z.T. puppenhausartige Ästhetik, die zugleich kontrolliert und verstörend wirken kann, und lassen sich auch sehr gut im Installationskontext vorstellen.
Von Room40 heißt es: “Your hearing shifts, the mind wanders, temporality is inevitable yet changeable. The edge is not only a precipice, it is the juxtaposition of an end and a beginning. Zoom in. The edge gets bigger. It is full of angles, topographies, perspectives, presence. Zoom in even more. Turn your head. Things change. Breathe. Shut your eyes. Balance at the edge. Allow the air to form in new ways, allow your body to speculate. [...] Intimacy, proximity, spatiality, resonance, and vibration drive the qualities of sound. Techtonic, layered, density, plurality, and activation/agitation drive the organisation of sound. Exploration, patience, focus, care and relationships drive the aesthetic of sound. The world is full of invisible lines. There are always edges – never quite in sync, and always shimmering with”. “The Edge is a Place” zeigt Vanessa Tomlinson als Musikerin, die mit äußerster Präzision und feinem Gespür für akustische Präsenz arbeitet , und entpuppt sich als ein Werk, das sich der Oberfläche entzieht und dabei die Vielfalt des vermeintlich Einfachen hörbar macht.