Continuity: Neues Album von Yann Novak

Mit “Continuity”, das am 4. Juli digital bei Room40 erscheint, legt der in Los Angeles lebende Künstler Yann Novak ein Werk vor, das sich mit der Brüchigkeit von Wahrheit und Transparenz in gegenwärtigen Informationssystemen auseinandersetzt. In drei langen Stücken verbindet er Feldaufnahmen und Synthesizerloops zu einer ambienthaften Struktur, in der sich vieles unter der Oberfläche abspielt – eine dezente Dröhnung, aus der sich nach und nach klanglich greifbarere Elemente herauslösen. Orgelartige Höhen, Rauschen, einzelne perkussive Impulse und viel Hall setzen Akzente. Die Stücke entwickeln sich stetig weiter, ohne je in ein Ziel zu münden – als sei jeder Moment eine Zwischenstufe auf dem Weg zur nächsten, eine Bewegung, die sich selbst genügt. Der Titel “Continuity” scheint genau diese Struktur zu benennen: ein Zustand des ständigen Übergangs, in dem jede Form nur vorübergehend fest ist.

Im Hintergrund steht laut Begleittext eine kritische Auseinandersetzung mit Mechanismen der Informationsverarbeitung und -vermittlung. Inspiriert von der gleichnamigen künstlichen Intelligenz aus William Gibsons Mona Lisa Overdrive, thematisiert Novak, wie Systeme, die Klarheit und Orientierung versprechen – staatliche Transparenzinitiativen, soziale Medien, datenbasierte Kommunikationsformen – zunehmend dazu genutzt werden, Realität gezielt zu formen oder zu verzerren. Dabei wird auch der Akt des Aufzeichnens selbst zum Teil des Problems: Öffentliche Räume werden durch das Mitschneiden zu privaten Datenquellen, jede dokumentierte Stimme kann manipuliert oder in neue Kontexte gesetzt werden. Das Album ist, wie es ferner heißt, zugleich Produkt und Reflexion dieser Prozesse. Klangmaterialien lassen sich im performativen Kontext neu kombinieren, ganz so, wie Informationen auch jenseits ihrer ursprünglichen Bedeutung neu gerahmt und instrumentalisiert werden können. “Continuity” markiert eine Verdichtung dieser Dynamiken, ohne sie zu dramatisieren und lässt einen Strom entstehen, der seine Wirkung nicht aus der Konfrontation, sondern aus der konsequenten Offenlegung struktureller Widersprüche zieht.