Die unausweichliche Verdammnis des Schicksals, das seine eigenen Entscheidungen bringt, ausführt und vergehen lässt – davon kündet ein kurzes Gedicht in den Liner Notes von “Rotting Dream”, das die Grundstimmung des ersten Longplayers des englischen Duos Dark Scrotuum recht gut zusammenfasst. Es beschreibt einen Kreislauf, in dem alles – das Neue, das Gute, das Schlechte – gleichermaßen vergeht und sich schließlich selbst auflöst in der Zeit, die ihre Zeitlichkeit wiederum in dem verliert, das man Ewigkeit nennen könnte. Diese Vorstellung von Vergänglichkeit, Auflösung und zyklischer Auslöschung zieht sich wie ein Schatten durch das gesamte Album.
Die Band mit dem besorgniserregenden Namen meldet sich nach längerer Stille zurück. Schon in den frühen 2010er-Jahren aktiv, damals mit etwas verspielteren, wenngleich stets dunklen Soundscapes, loten sie nun auf ihrem neuen Tape die harschen Extreme ihrer Ästhetik aus. Drei Stücke sind es geworden, “Skin The Fool”, “Pineal Gland Turning To Mush” und “Tears Of A Flower” – Titel, die selbst schon ein Hinweis darauf sind, dass es hier nicht um wohltuende Hörerlebnisse geht. Stattdessen brodelt, grollt und splittert es quer durch all drei Tracks. Die Geräusche wirken oft unbestimmt, als hätte man ein Feuer aufgenommen, verfremdet zu einem metallischen Sound. Immer wieder blitzt zumindest die Illusion verzerrter Stimmen oder perkussiver Impulse auf, aber nichts davonbleibt lange fassbar.
Auch in den vordergründig ruhigeren Passagen bleibt das Klangbild rau und unversöhnlich. Die eruptiven Ausbrüche eines rauen Noise tauchen bisweilen unvermittelt auf, dennoch hat das Ganze keine bloße Effektlogik: Inmitten der zerstäubten Dröhnwände scheint immer wieder etwas auf, das man vielleicht als ferne, kaum greifbare Empfindung bezeichnen könnte. In einem Moment erinnert das Material an Drone Metal, im nächsten an Doom Industrial oder No Wave, um kurz darauf ihr vielleicht “authentischstes”, undefinierbares Gesicht zu zeigen.
In der letzten Passage reißt die Soundmasse ein letztes Mal auf, schrille Hochtöner wie entrückte Sirenen durchbrechen die dichte Wand, ohne sie je ganz zu verlassen bis zum unprätentiösen Schluss, der ohne Auflösung, ohne Beruhigung bleibt. “Rotting Dream” ist eine kompromisslose, rohe Veröffentlichung. Keine Allegorien, kein Trost – nur das schmutzige, ungestüme Geräusch eines Zustands, der sich kaum benennen lässt. (A.Kaudaht)
Label: Cruel Nature Records