Mit “Politics-Aesthetics No. VI: Eight Short Stories” legt Ehsan Saboohi den neuesten Teil seiner Reihe “Politics-Aesthetics” vor, die literarische Formen – von Theaterstücken bis zu Kurzgeschichten – in kompositorische Strukturen überführt. Die acht Teile, die ab dem 23. Oktober auf Post Orientalism Music zum Download erscheinen, verbinden erzählerische und musikalische Ebenen, indem Text und Klang sich parallel entwickeln und gegenseitig durchdringen.
Das zentrale Werkzeug der Produktion ist der von Saboohi in Python entwickelte Post-Orientalism BCI Synthesizer, dessen Konzept auf Brain–Computer-Interface-Technologien basiert. Er arbeitet im sogenannten QuarkTonal-System, einer 600-Ton-Skala mit Einheiten von je zwei Cent, und nutzt algorithmische Sequenzen wie Fibonacci-, Primzahl- oder Zufallsfolgen zur Klangformung. Eingesetzt werden dabei grundlegende Wellenformen – Sägezahn, Sinus, Rechteck und Dreieck –, die in teils dröhnende, teils hochfrequente Flächen übersetzt werden.
Charakteristisch ist die kühl rezitierende, britisch-englisch sprechende KI-Stimme, die oft von diesen elektronischen Texturen getragen wird, manchmal aber auch unbegleitet bleibt. Die Synthesizer-Klänge haben stellenweise eine leichte, vielleicht nur scheinbare Vintage-Anmutung und fügen sich zu einer dichten, aber transparenten Struktur. So entsteht ein Klangbild, das gleichermaßen konstruiert wie erzählerisch wirkt im Sinne der post-orientalistischen Ästhetik, die Saboohi als Komponist und Theoretiker seit Jahren prägt.
Fünf weitere Folgen der Reihe, soviel ist anzunehmen, werden in den kommenden Wochen erscheinen und über Bandcamp erhältlich sein.