THE SPECTRAL LIGHT: Obliteration

Das neue Album “Obliteration” von The Spectral Light, bestehend aus Amanda Votta, Neddal Ayad und Jon Free, ist ein düsteres, raues Werk, das sich mit fünf ausgedehnten, jeweils um die zehn Minuten langen Stücken gänzlich der Langsamkeit, Tieftönigkeit und atmosphärischen Verdichtung verschreibt. Alles wirkt hier abgründig und gespenstisch – eine Musik zwischen bröckelndem Lärm, zäher Wucht und einer zerfransten, melancholischen Schönheit. Der eröffnende Track “Teeth” setzt mit knarrendem, prasselndem Brodeln ein, als kündige sich die Drone Doom-Variante eines Alptraums an. Gelegentlich blitzen harmonische Andeutungen auf, die sich jedoch rasch als trügerische Illusionen entpuppen. Amanda Vottas Gesang – langsam, eindringlich, leicht leiernd – steht im Kontrast zum schweren, basslastigen Fundament, in dem es weiter knarzt, brummt und sich schichtweise auftürmt.

“Branch” wirkt noch roher, mit röhrendem, noisigem Gitarrenspiel und einem tieffrequenten Solo, das dem Ganzen eine rocknahe, aber gleichsam leicht überdrehte Note verleiht. Der Song entwickelt sich, fragmentiert und dennoch stimmig, in Richtung eines ruppigen, erschöpft gesungenen Liedes, in dem man bei genauem Hinhören sogar eine vage folkige Spur entdecken könnte. Die Beschreibung der Kollegen von Sun13 bringt es auf den Punkt: “the trio take folk music and drag it through barbed wire, mangling its very essence and reshaping into some form of woodsy, doom-laden no-wave.”

“Moonsinger” beginnt zurückhaltender, aber bald zeigt sich auch hier die für das Album typische Kombination aus Atonalität und der Zusammenballung rauen klanglichen Materials. Der Gesang Vottas bringt erneut eine leichte ätherische Schicht ins Spiel, ohne die zersetzende Grundstruktur aufzulösen, eher scheint er sie zu überlagern, ihr etwas Fragiles entgegenzusetzen. Am Ende stehen hohe, klirrende Gitarrentöne. “Obliterate”, der längste Track des Albums, wirkt zunächst ungerichteter, hantierend und fast skizzenhaft. Erst mit dem später einsetzenden Gesang kommt eine gewisse Schwere zurück. Die Komposition bleibt jedoch über weite Strecken diffus, wirkt gerade dadurch aber umso eindrücklicher: ein ruppiges, vielschichtiges Dröhnen, das sich immer wieder gegen sein eigenes Auseinanderfallen behauptet. Den Abschluss bildet “Whisper Surgery”, ein Track, der klanglich an ein kaputtes Naturereignis erinnert: Rauschen, Brummen, perkussive Peitschenhiebe, die das Szenario zerstückeln, prägen den Schauplatz. Auch hier bleibt Vottas Stimme erschöpft und zurückgenommen, fast wie von einer unsichtbaren Wand abgedämpft, was mit der Zeit immer weniger wie Schwäche als wie gezielte Verfremdung wirkt.

“Obliteration” ist ein kompromissloses Werk, das auf durchkomponierte Klarheit verzichtet und stattdessen auf Verdichtung, Intuition und das Spiel mit rauem Material setzt. Improvisation, schwere Gitarren, gesampelte Fragmente und die poetisch gebrochenen Texte Vottas fügen sich zu einem Album, das nicht zwischen Gegensätzen vermittelt, sondern sich in ihnen einrichtet. (A.Kaudaht)