Das Album “The Dream Border” von Dora Bleu, Periklis Tsoukalas und Cedrik Fermont entfaltet eine fragile und zugleich verstörende Schönheit. Die Stücke bewegen sich zwischen akustischem Gitarren-”Folk” avantgardistischer Prägung, experimentellen Strukturen und den eindringlichen Texten von Dora Bleu, deren helle Stimme immer wieder die Kontraste zwischen Traum und Bedrohung verdeutlicht und wie aus einem eigenwillig außerweltichen Musical gefallen scheint.
Schon in “Mesmerized” treffen dunkle, erdige Saitenklänge auf gehauchte und zittrige Stimmen, bevor sich klarere Linien durchsetzen und die Gitarre mit feinen Ornamenten anrührt. Stücke wie der gleich folgende Titeltrack wirken zunächst schlaftrunken und somnambul, zugleich aber durchzogen von ernsten Themen, die in der Intonation der Stimme fast unmerklich eine erschrockene, alarmierende Note annehmen. Metallene Perkussion akzentuiert einzelne Momente, Synthesizer und Gongs (oft verfremdet, manchmal wie Kirchenglocken oder Motorengeräusche klingend) verstärken das Gefühl latenter Unruhe.
Kennzeichnend sind die Passagen, in denen Dora Bleus Gitarrenspiel an Continuous Music erinnert: wiederholte Tonfolgen, die gleichermaßen schön und fremd wirken. Diese Ambivalenz macht den Kern des Albums aus. Sanfte Pickings können in aggressives Strumming umschlagen, fragile Strukturen sich zu stürmischen Klangschichtungen verdichten. Besonders eindrucksvoll ist “Half Sleep”, das mit seiner Mischung aus verhuschter Dynamik, metallischen Akzenten und eindringlichem Gesang vielleicht das eingängigste Stück der Sammlung bildet.
Das Album bleibt insgesamt ein “entrücktes” Werk, das gerade durch die Verfremdungen seine Wirkung entfaltet. Die Kollegen von Field Notes beschrieben es treffend als Musik, die “am besten als liminal verstanden wird; als Schwelle zwischen einer Welt und einer anderen, [...] zwischen Popsongwriting und Drone Music”.
Ein zauberhaftes, verträumtes Album, das jedoch konsequenterweise nicht in einem versöhnlich-besinnlichen Schluss endet, sondern wie mitten im Geschehen abbricht, fast wie ein großes Fragezeichen mit ein wenig Lärm im Gepäck.
Label: Syrphe Records