Die Debüt-EP des Duos Hui zeigt zwei Musiker, die aus den Erfahrungen in verschiedenen Projekten schöpfen können und hier ihre gemeinsame Vorliebe für das Jonglieren mit verspielter Elektronik bündeln. Johannes Schebler ist in Projekten wie Baldruin und Bands wie Gryke Püye, Yayoba und Freundliche Kreisel aktiv, Sven Fritz arbeitet unter dem Namen Ervin Omsk, ist Mitglied von Like A Stuntman und zudem als visueller Künstler und Gestalter tätig. Zusammen entwickeln sie ein Format, das bewusst zwischen Kontrolle und Übermut pendelt.
Die Stücke wirken verspielt, geprägt von Synthies, kleinteiligen Geräuschen und kurzen Rumpel- und Pfeifmomenten in sorgsam polierter Beschaffenheit, die dem ganzen den launigen Charm kindlichen Spielzeugs verleiht. Vieles klingt zunächst wie heilloses Durcheinander, mit hohen Tönen, Hupen, Rasseln und einzelnen Stimmfragmenten, doch in der fortlaufenden Sprunghaftigkeit zeigt sich ein konstantes Grundmuster. Manche Passagen erinnern an das Justieren am Radiosender, an kurze Aufwallungen, die fast abreißen und flugs Raum für Neues schaffen. An anderer Stelle entsteht ein spannungsvoller Verlauf, in dem Rollendes, Klingelndes und ein tiefes Brummen aufscheinen, bisweilen wieder durchdrungen von (der Illusion von?) Stimmen. “Gedanken einer Sprungfeder”, “Vierte Wand”, “Festplatten Fail”, “Knoten und Kanten” und “Unerhörtes Haupt” lauten die Titel der Stets unter den Dreiminutengrenze angesiedelten Tracks – sprachliche Marker, die vielleicht nicht immer ganz offensichtlich mit den jeweiligen Inhalten korresponieren, diese aber mit zusätzlichen Assoziationen bereichern.
Ein anderer Moment der EP verbindet Durcheinander aus eng gesetzten Miniaturen mit flächigen Momenten. Unter der Oberfläche bleibt vieles in Bewegung, bis plötzlich ein heiteres, klassisches Motiv auftaucht, dessen fließende Struktur von rumpelnden und kratzenden Sounds begleitet wird. Auch hier tauchen helle Pieptöne auf, und bisweilen klingelt etwas wie ein obskurer Automat, und immer wieder wirken einzelne Elemente wie in Zeitraffer abgespielt. Gelegentlich schimmern rezitierende Stimmen und orchestrale Andeutungen durch, während sich eingängige, eindringliche Melodien um das dichte Material legen und kurz erahnen lassen, wie diese Motive in einem geordneteren Rahmen wirken würden. Zweifelsohne könnte dies nie den charmanten Reiz von Huis Umsetzung erreichen.
Vielleicht liegt die große Stärke von Hui tatsächlich in etwas, das manchen Künstlern und Musikern etwas vorschnell attestiert wird, so dass man es gar nicht mehr so gerne aus der Kiste holt, nämlich die Versöhnung von Diametralem – Struktur und Unordnung, Reduktion und Komplexität, formale Präzision und die Freude am Überbordenden, spielerische Offenheit und klare Gestaltungslust: Alles dies liegt recht nah beeinander in er Welt von Schebler und Fritz, und man sollte gespannt sein, wie sich ihre Kunst auf Albumlänge macht. (U.S.)