Die fünf Stücke von Ümlauts bereits vor einigen Monaten erschienenem Album “The distance between two points” wirken wie eng verbundene Variationen eines übergeordneten Gedankens, der sich schrittweise verdichtet und wieder öffnet. Bereits zu Beginn deutet sich an, dass der hinter dem Projekt stehende Jeff Düngfelder mit dem Einsatz von Tape-Loops, Field Recordings und Synthies interessante Zwischenräume auslotet. Inhaltlich geht es um Signale, die von der Erde aus an die Planeten unsere Sonnensystems gesendet werden, wie buchstäblich (oder eben metaphorisch) all das gemeint ist, bleibt eher offen.
In “Earth to Jupiter” steht eine weiblich klingende Computerstimme am Anfang, deren Hinweis auf das Messen eines Abstands in ein dichtes Gefüge aus Knistern, metallischen Akzenten und breiten elektronischen Schichten übergeht. “Earth to Neptune” greift die Idee eines ausgesandten Signals indirekt auf, indem sich tiefes Dröhnen, knarrende Details, bestienhaftes Knurren, aquatische Tropfgeräusche und orchestrale Einsprengsel zu einem Gefüge entwickeln, das sich wie eine Übertragung in mehreren Ebenen verschiebt.
Bereits in den ersten Stücken zeigt sich einmal mehr Düngfelders Kunst, seine Kompositionen in steter Bewegung zu halten und dabei gleichsam nie an einem konstruierten Endpunkt anzukommen – vielmehr erlaubt die Bewegung den Stücken, sich immer wieder neu zu erfinden. Das anschließende “Earth to Pluto”, das längste Stück der Suite, setzt erneut bei einem reduzierten, knisternden Beginn an und entfaltet daraus eine Vielzahl hallunterlegter, schwebender Elemente, bevor sich später motorenhaftes Brummen und deutlichere Synthesizerlinien nach vorne schieben.
“Earth to Saturn” bleibt über weite Strecken tastend und verbindet verschiedene klappernde und schabende Geräusche mit windartigen Bewegungen und einzelnen orchestralen Momenten. “Earth to Uranus” greift wieder einen knisternden Grundton auf, ergänzt durch tiefe Bassschichten und wischende Bewegungen, die zwischendurch rhythmische Ansätze andeuten. Das Ende bleibt offen und wirkt, als wäre die Reihe der planetaren Bezugspunkte – bei der unsere beiden Nachbarplaneten interessanterweise ausgespart leiben – nur ein Abschnitt eines größeren Bogens.
Ümlaut hält die Struktur der Suite durch das Zusammenspiel all dieser vielen Elemente zusammen und nutzt diese Mittel, um Bewegung und Verdichtung herzustellen, ohne auf einen festen Endpunkt hinzuarbeiten. Die Stücke bleiben aufmerksam für kleine Impulse und öffnen Raum für die Möglichkeit, dass die benannten Planeten weniger Ziele als gedankliche Marker einer fortlaufenden Übertragung sind.