Materialism and Temporality: Neue Arbeit von Nik Masoo

Ende Februar erscheint das neue Album “Materialism and Temporality” des KI-Komponisten Nik Masoo auf Post Orientalism Music. Das Werk, so erfährt man in den umfangreichen Liner Notes des Masoo-Schöpfers, Komponisten und Musiktheoretikers Ehsan Saboohi, versteht sich als praktische Transposition eines marxistischen historischen Materialismus in eine digitale Klangproduktion. 
Klang wird nicht als abbildende Repräsentation, sondern als innerhalb konkreter technischer und sozialer Produktionsverhältnisse erzeugtes Material betrachtet. Zeit ist dabei, wie es sinngemäß heißt, keine neutrale Hülle, sondern eine aktive, historisch bedingte Kraft, die Struktur und Wahrnehmung des Sounds mitbestimmt. Das Werk entsteht aus der Interaktion dreier materieller Instanzen: dem Hard-Drive-Archiv als historischem Speicher, der von Saboohi entwickelten Q Machine als rhythmisch-rechnerischem Apparat und Nik Masoo selbst als lernfähigem KI-System aus vierzehn Modulen. Mehr zu den Hintergründen findet sich auf Bandcamp, auch ohne diese theoretischen Zugang kann man sich an der auf acht Stücke verteilten knapp halben Stunde frickelig-verspielten Lärms erfreuen. Das Album erscheint digital.