Am 27. August erscheint bei Post-Orientalism das Album “Qaf” von Camila Bolatti und Ehsan Saboohi als Download in mehreren Formaten. Im Zentrum steht eine rund 30minütige Komposition, die sich um das Wort und Motiv “Qaf” dreht – ein Begriff mit vielschichtiger Bedeutung: Im Persischen verweist “Qaf” auf einen mythischen Berg aus der Literaturtradition, unter anderem bekannt aus dem klassischen Sufitext “Die Konferenz der Vögel”. Qaf ist zugleich ein Buchstabe des auch im Persischen verwendeten arabischen Alphabets. Diese kulturelle Tiefenschicht bildet den gedanklichen Hintergrund für eine Musik, die sich fernab klassischer Erzähl- und Kompositionsmuster bewegt.
Der Klang ist geprägt von knisternden, knarzenden und rauschenden Oberflächen, elektronischen Verzerrungen und zarten Impulsen. Er lässt eine elektrifizierte Textur entstehen, in die sich Camila Bolattis andächtige, fast beschwörende spanischsprachige Rezitation einschreibt. Die Künstlerin stammt ursprünglich aus Buenos Aires und ist vor allem als Fotografin bekannt. In “Qaf” übernimmt sie nicht nur die Stimme, sondern auch Übersetzung und visuelle Gestaltung. Die Komposition gliedert sich formal in zwei Hauptteile – zwei “Qaf”-Stücke mit insgesamt etwa einer halben Stunde Laufzeit – und neun kürzere Abschnitte. Auch wenn die Stücke als einzelne Szenen gehört werden können, basieren sie alle auf einem gemeinsamen, variierten Klang- und / oder Sprachkonzept. Die Veröffentlichung ist zugleich ein Beitrag zum post-orientalistischen Selbstverständnis des Projekts. Komponist Ehsan Saboohi, der auch als Autor des zugrundeliegenden Textes auftritt, verweist in diesem Zusammenhang auf Karl Jaspers’ Schrift “Die Schuldfrage” von 1946. Dort, so Saboohi, heiße es sinngemäß, dass der Mensch immer über dem Begriff Heimat stehen müsse. Das Album will diesen Gedanken musikalisch aufgreifen und weiterspinnen.