ANIQO: The Call

Manchmal kündigt sich Veränderung nicht laut an, sondern flüsternd, als leiser Impuls, dem man nur folgen kann, wenn man bereit ist, alles Vertraute hinter sich zu lassen. “The Call”, der neue Song der Sängerin und Mehrfachinstrumentalistin Aniqo handelt von genau so einem Moment, einem inneren Aufbruch, der keiner klaren Richtung folgt, aber doch zwingend ist. Mit dieser neuen Single öffnet Anita Goß, die Frau hinter dem Projekt, die zuletzt vor drei Jahren das Album “Birth” veröffentlichte, ein Tor in eine neue Phase, die ihren Fans im kommenden Jahr wohl eine neue LP bescheren wird.

Der Song beginnt ohne Umschweife: Stimme, Piano, Synthie und Drums setzen unmittelbar ein und schaffen eine dichte Atmosphäre zwischen innerer Sammlung und aufbrechender Kraft. Ihre Gesangslinie, teils brüchig und chansonhaft, teils getragen von großer Geste, evoziert Assoziationen zu Namen wie David Bowie, Little Annie oder Marc Almond – melancholisch entrückt, und doch nicht ohne eine leise, unterschwellige Zuversicht.

Inhaltlich thematisiert “The Call” eine unwiderrufliche Entscheidung: Ein geheimnisvoller Ruf führt weg aus dem Vertrauten, hinein in etwas Unbekanntes, sei es spirituell, sei es existenziell oder gleichsam beides. In poetischer Sprache wird dabei eine innere Bewegung beschrieben, ein Hineingleiten in das, was erst später verstehbar wird. Aniqo selbst versteht den Song als Brücke zum Licht und als Symbol für einen Prozess der Selbstkonfrontation und Klärung. Musikalisch wird sie von einer sorgfältig arrangierten Band begleitet: Nicolai Ziel und Alexander Lode (Drums), Torsten Füchsel (Gitarre), Astrid Schöning (Bass), Illia Vovk (Piano/Synthesizer), Gloria de Oliveira (Backing Vocals), Alexander Müll (Streicher) und Dirk Feistel (akustische Gitarre). Das Arrangement vereint auf so elegante wie entschlossene Art orchestral anmutende Elemente mit feiner elektronischer Textur.

Außer dem Album, das den Titel “Earth, Love and Variations” tragen soll, ist bereits ein Remix von “The Call” von Howie B. geplant. In der vorliegenden Version steht der Song aber zunächst ganz bewusst für sich – als Zäsur, als Öffnung, als leise entschiedener Übergang. (U.S.)

Label: La Double Vie