Mit “The Cultural Sound Blocks of Humanity Vol. 7 – Radif of Iranian Music for Qanun” erscheint am 16. Oktober erstmals ein digitales Album der iranischen Qanun-Spielerin Nilufar Habibian bei Post Orientalism Music. Die Veröffentlichung, die zahlreiche recht kurze Tracks enthält, ist Teil einer Reihe, in der zuvor bereits Instrumente wie Tar, Qopuz, Ney, Santur, Sitar und Kamanche im Kontext des iranischen Radif-Kanons vorgestellt wurden. Das Kanun, auch Qanun genannt, ist eine trapezförmige Kastenzither mit 63 bis 84 Saiten, die in Dreiergruppen gespannt und mit an den Fingern befestigten Plektren gezupft werden. Sein heller, facettenreicher Klang und die Möglichkeit, mittels kleiner Hebel Mikrotöne zu erzeugen, machen es zu einem zentralen Instrument in iranischer, arabischer und türkischer Kunstmusik. Es wird sowohl im Ensemble als auch solistisch eingesetzt und wird aufgrund seines Tonumfangs und seiner Spielweise oft mit dem Klavier verglichen.
Im Mittelpunkt des Albums steht der Radif der iranischen Dastgah-Musik – ein vor-klassisches System melodischer, rhythmischer und harmonischer Strukturen, das zu den prägnantesten Bestandteilen des iranischen Musik-Erbes zählt. Die Aufnahmen bieten nicht nur eine klanglich präzise Wiedergabe, sondern sind laut Label auch als Rohmaterial für weitere künstlerische und mögliche wissenschaftliche Arbeiten gedacht. Post-Orientalism Music verfolgt dabei einen Ansatz, der weder auf die bloße Rekonstruktion der Vergangenheit noch auf die Nachahmung westlicher Modelle zielt. Stattdessen wird ein eigenständiges ästhetisches System entwickelt, in dem jede kreative Auseinandersetzung mit Radif und Dastgah – sei es innerhalb der überlieferten Strukturen oder in bewusster Abkehr von ihnen – als gültig und authentisch gilt. Die von Ehsan Saboohi verfassten Liner Notes verweisen darauf, dass das Kanun historisch ein verbindendes Element verschiedener Musikkulturen des Nahen Ostens war, heute jedoch oft zur Betonung ethnischer Abgrenzung genutzt wird. Post-Orientalism setzt dieser Tendenz eine offene Ästhetik entgegen, die den Dialog über kulturelle Grenzen hinweg in den Vordergrund stellt.