Dass den vielen Folk- und Country-Spielarten der letzten Jahre ein starkes Retromoment anhaftet, bietet gelegentlich Anlass zur Polemik. Das von zahlreichen Bands und Gastbeiträgen her bekannte Duo Campbell/Lanegan hat die Inspiration durch bekannte Vorbilder immer offen zugegeben, und so finden sich auf Isobels Myspaceprofil auch Leonard Cohen, der Man in Black und einige andere unter ihren Einflüssen.
Umso schöner, dass die beiden durchaus Originelles zustande bringen – so zeigte das allegorische Antikriegslied “Deus Ibi Est” vom Debüt einmal mehr, dass die besten “Neofolk”-Songs heute keineswegs “aus der Szene” stammen müssen. “Keep Me In Mind, Sweetheart” ist die erste Singleauskopplung zum zweiten Album “Sunday At Devil Dirt”, enthält jedoch fünf Bonusstücke aus der gleichen Aufnahmesession, welche die Stilreise quer durchs Americana-Songbuch in ähnlicher Weise fortsetzen. Die EP repräsentiert allerdings die leichter verdauliche Seite des Albums, denn es fehlen düstere Balladen im Stile des “Seafaring Song” oder des betont dick aufgetragenen “Raven”, dagegen lässt es sich hier beim Titelsong ebenso wie bei “Asleep On A Sixpence” angenehm im Walzertakt schunkeln. “Rambling Rose” ist ein lupenreiner Countrysong, das kurze instrumentale Interludium “Violin Tango” klingt so wie es heißt, beim etwas fröhlicheren “Fight Fire With Fire” zeigen die beiden ihr größtes Können als Duettpartner und “Hang On” lässt Isobel gegen Ende allein zu Wort kommen und ruft ihre Gastbeiträge bei BACKWORLD in Erinnerung. Mein Fazit: Drei oder vier zusätzliche Songs mit etwas mehr Abgründigkeit, und mir hätte es durchaus für ein weiteres Album gereicht. (U.S.)