THE THRESHOLD HOUSEBOYS CHOIR: Forms Grow Rampant

Nach zwei Samplerbeiträgen veröffentlicht Peter Christopherson das erste Album seines neuen Projektes. Der ursprüngliche Plan war es, die gesamten Vocals und das Erscheinunsbild des “Chors“ komplett am Computer zu generieren, etwas, das – wie es in den Linernotes heißt – noch nicht zu realisieren war. Stattdessen wurden die Vocals aus indigenen Quellen entlehnt und erheblich verfremdet. Musikalisch lassen sich zwar Versatzstücke finden, die an spätere COIL-Aufnahmen erinnern (wie z.B. die Basslinien bei “A Time Of Happening“), “Intimations Of Spring“ lässt einen an “Baby Food“ denken und natürlich haben  COIL vor über zehn Jahren mit  “Another Brown World“ Ethno(an)klänge in ihre Musik integriert, insgesamt aber klingen die fünf langen Tracks sehr eigenständig, in keinster Weise wie COIL ohne Jhonn Balance.

Die melodiöse Elektronik und die bearbeiteten Vocals gehen eine atmosphärische Synthese ein, teilweise scheinen die Vocals mit der Musik zu verschmelzen – was vielleicht auch die Absicht war. Es wird eine Melancholie erzeugt und gleichzeitig fühlt sich der Hörende geborgen – da gibt es zumindest assoziative Verbindungen zu der musikalisch ganz anderen Herangehensweise von jemandem wie William Basinski. Auf der DVD findet sich das gleiche Material, wird aber von Aufnahmen begleitet, die Sleazy 2003 auf dem GinJae-Festival in Thailand gemacht hat und die junge Männer zeigen, die sich in Trancezuständen allerlei Körpermodifikationen respektive Penetrationen unterziehen. Sleazy schreibt in den Linernotes, dass er die Rituale ganz persönlich interpretiere und das nicht zwangsläufig der ursprünglichen Intention entspreche. Die oftmals verlangsamten und grobkörnigen Bilder erzeugen eine seltsam ver- und entrückte Atmosphäre, geben dem Ganzen dann auch eher den Charakter eines Traums als einer Dokumentation. (M.G.)