Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Damo Suzuki, über weite Teile Künstler einer unverwüstlichen Musik unter der Fahne CAN, an einem Abend mit drei Bands im Musikzimmer auftritt und der erste Teil äußerst bizarr wirkt. Kamakiri, japanisches Duo, bieten etwas dar, das sich wie eine Parodie von Experimentalmusik manifestiert, zahllose „Hurz!“ Augenblicke aneinandergereiht. Zwischen völligem Dilettantismus und zugleich seriöser Miene oszillieren sie; da halte ich mir bei der Betrachtung den Bauch vor Lachen. Meinen die das ernst? Damo Suzuki lässt sich nicht irritieren und improvisiert gesanglich über die teilweise sogar angenehm atmosphärische Musik, die doch aufgrund ihrer Performance scheitert. Nicht einmal auf zielloses Geklimper und richtungsloses Gepuste in eine Mundharmonika verzichten sie.
Deutlich gelungener ist es, wie 5te Kraft spielen, zwei Kunststudenten, die an einem Tisch entspannt an ihren Geräten herumfummeln und die BPM changieren lassen. Das ist erfrischend, denn auf einem Klangteppich zwischen Techno und House spazierte Suzuki bisher noch nicht. Gegen Ende steigert sich die Stimmung, kommt es zu Rave-artigen Spannungen; das Publikum zelebriert den Exzess. Frenetischer Jubel, als es abrupt vorüber ist. Nur einzelne Stücke sind bei Soundcloud zu hören – wie wäre es mit einem Release?
Der dritte Akt mit Düsseldorfs Darling Ai ist der stärkste. Ohne vorher die Vorgehensweise abgesprochen zu haben, harmonieren Suzukis spontane Ausschüttungen mit der Energie des aufstrebenden, krautig getragenen Groovekollektivs. Suzuki bildet dabei CAN-kompatible Schleifen, steigt aber auch ab und an in bluesige Gesangsregister hinab. Ai gelingt die Gratwanderung, weder zu sehr nur Begleitung noch vorherrschende Stimme zu sein, also das, was CAN auch immer schon erhob – dass alle beteiligten Musiker auf einer Ebene operieren und die traditionelle Rockbanddiktatur aufgelöst ist. Neben dynamischen Teilen kommt es auch zu ruhigeren Fahrten, die ihnen nicht weniger schlecht stehen. Die Meute im Publikum goutiert beides; die Gemütslage, die 5te Kraft schufen, schwappt hinüber – auch hier tanzen sie wild. Höchste Zeit für offiziellen Output, Ai! Eine 12” mit Damo Suzuki schadete sicherlich auch nicht…
(Paul Erntges)