Nur kurz nach der Wiederveröffentlichung ihres Debüts „Albero Specchio“ präsentieret das toskanische Psychedelic-Trio Metzengerstein sein zweites Album, streng limitiert und auf Tape, was für viele leider immer noch als Tonträger für Releases außer der Reihe missverstanden wird. Die beste Nachricht gleich zu Anfang – Metzengerstein bleiben ihrem cinematischen Stil und ihren düsteren Arrangements treu.
Zu der derzeit etwas gehypten Vorstellung okkulter Psychedelia passt Metzengersteins Stil eigentlich recht gut, denn die Stimmungen und die Soundauswahl ihrer zwischen Krautrock und dröhnenden Soundscapes oszillierenden Aufnahmen wecken unweigerlich mystische und rituelle Assoziationen. Für die Gruppe spricht dabei, dass sie nie mit dem Holzhammer vorgehen und das Geheimnisvolle wahren. So ist auch nicht leicht ersichtlich, ob ein Titel wie „Alchemy To Our Days“ für Spaß am Spuk oder für etwas Ernsteres steht.
Einfach gesprochen bewegen sich die sechs Songs zwischen den Parametern Ambient und avantgardistischem Rock, wobei die rockigen Passagen ziemlich unberechenbar zwischen dem Wohlklang geschmeidiger Bläserparts und eruptiver Wildheit changieren und sich bisweilen in der totalen Derangiertheit auflösen. Der Opener allerdings ist ein Musterbeispiel für stufenförmigen Aufbau, von dem manche Postrockband etwas lernen könnte. Von subtilem Picking über allerhand perkussives Gerassel wird man im perfektem Timing auf ein WahWah-Plateau gelotst, und weil dieser Effekt so schön ist, wird gleich das folgende Stück danach benannt.
Stimmsamples, von denen man erfährt, dass sie aus dem Jerusalemer Tempelbezirk stammen, steigern die mystische Atmosphäre, und die nach und nach immer mehr zu Brei gehauenen Strukturen sorgen nicht gerade für Orientierung. Doch das macht nichts, denn statt dieser gibt es ein Panorama organischer Klangfarben, die zeigen, dass spacige Rockmusik noch immer einiges zu bieten hat.
Label: Yerevan Tapes