Juan Scassa ist einer der Mannen von La Piramide Di Sangue und hat vor gut einem Jahr mit seinem Soloprojekt Futeisha debütiert. Mit dem Album „Dannato” wäre er vermutlich als spätes Wunderkind des Neofolk gefeiert worden, wenn es bei einem entsprechenden Label herausgekommen wäre, denn solche Kriterien sind mittlerweile der am ehesten ausschlaggebende Faktor für Genrezuweisungen dieser Art – vorausgesetzt man besingt die entsprechenden Themen und lässt, wenn man aus Italien kommt, ab und an ein Akkordeon im Dreivierteltakt anklingen. Scassa – nur so viel Biografisches an der Stelle – stammt genau genommen aus Argentinien und zog erst später nach Turin, wo er schnell ein Teil des lokalen Underground und später des sogenannten Italian Occult Psychedelia-Phänomens wurde.
Das nach Thanatos benannte Album ließ mit seinen zahlreichen Samples, seinem entrückten Fingerstyle und den rituellen Loops schon erahnen, dass Scassas Interesse an dunkler Folklore kein einmaliges Experiment bleiben sollte. Im noch jungen Jahr legt er nun gleich zweimal nach, neben einem neuen Album erscheint dieser Konzertmitschnitt vom letzten Sommer nun auf Tape und als Download. „Sulla Via Del Re Nel Ritorno” enthält neben drei unveröffentlichten Stücken (die auch auf dem neuen Studioalbum nicht enthalten sind) primär Songs vom Debüt, die allerdings meist wesentlich schmissiger und druckvoller daher kommen und sich teilweise auch in der Länge unterscheiden. Grund dafür sind neben der kreativen Freiheit auch eine Reihe an Gastmusikern, die mit auf der Bühne standen.
Was die Aufnahme v.a. auszeichnet, ist der klare Sound und die sparsamen Publikumsgeräusche, die wenn vorhanden allerdings den Eindruck von der anscheinend recht intimen Atmosphäre des Konzertes untermauern, das im Vorprogramm von Father Murphy in einer urigen Turiner Location stattfand. Der Einsatz einer Quetschkommode passt perfekt, und mit seiner rituell-repetitiven Melodik fürgt sich das Akkordeon ganz gut in den typischen Futeisha-Stil und prägt gleich zwei der herausragenden neuen Tracks: „Curento 93″, das auf einen alten okzitanischen Volkstanz namens „Courento” oder „Curento” referiert, aber auch Elemente des Mazurka enthält (was muss man mehr zu seinem Titel sagen?), gerät schon nach wenigen Takten zu einem großartigen Ohrwurm. Diesen Song bitte demnächst gleich auf Albumlänge! In eine ähnliche Richtung geht das ebenfalls neue „Nibelungen”, bei dem Gitarre und hausbackene Holzperkussion hinzu kommen.
Diese Stücke knüpfen ganz gut an Albumtracks wie „Il Colore Verde” an, dessen Sprachsample zwar eingespielt wird, wohingegen das asiatisch klingende Saitenspiel einem wesentlich dynamischeren Sound mit Quetschkommode und Klampfe das Feld räumt, und bei Tracks wie dem mittelalterlich angehauchten „Lamento Funebre per Tutti noi” und dem Titelsong des Debüts entsteht durch Klangfülle und die warme Flächigkeit der Instrumentierung eine leicht bedrogte und somit noch mystsichere Stimmung als bei den kollagenhafteren Studioversionen. Vom Easy listening-Flair in „Morte In Spiaggia” bleibt wenig erhalten, auch wenn die melodische Gitarre durch die Ritzen der fast noisigen Perkussion noch durchschimmert. Lärmend und zerfleddert ist dann auch der infernalische Ausklang des ganzen.
Mehr zum neuen Album in Kürze, und etwas später soll Scassa dann auch selbst zu Wort kommen. (U.S.)
Label: Lonktaar Rec