Wäre „Last Nihilist“ ein Filmtitel, was für ein Streifen würde sich wohl hinter den zwei Wörter verbergen? Geht man nach den vielen Andeutungen, die das so betitelte Tape von Futeisha spicken, erhält man keine allzu deutlichen Hinweise zu Schauplatz und Handlung, zu divergent erscheinen der japanische Name, der argentinisch-italiensiche Background des Künstlers und das musikalische Mosaik aus Elementen von südländichem Folk und Lärm, und der Schweinkram auf dem Cover steht auch für alles und nichts. Nur dass die Stimmung zwichen raubeiniger Abgeklärtheit und Wahnsinn changiert, ist offensichtlich.
Doch Schluss mit der Gedankenspielerei, denn „Last Nihilist“ ist das nunmehr dritte auf Tape erschienene Studiowerk des als Futeisha firmierenden Juan Scassa in gewohnt kollagenhafter Manier, bei der wunderschöne mediterrane Gitarren und Mandolinen auf Klagegesänge und wüsten Lärm treffen. Versteht man die Linber notes richtig, dann enthält „Last Nihilist“ gleich je ein Album pro Seite unter den Titeln „Absolute Evil” und „Agata y Afrodisia”.
Was das Ganze dann so geheimnisvoll macht, sind die vielen kleinen Details, die sich aber durch beide Kapitel gleichermaßen ziehen – schwer verständliches Flüstern, das einen mit der entsprechenden Gitarren- oder Orgelbegleitung direkt in einen imaginären Bava-Film katapultiert, metallenes Scheppern, das Krakeelen von Verrückten, das in einem verzweifelten „Madre di Dios“ kulminiert. Oft bewegt sich das hörspielartige Szenario an der Grenze zur Derangiertheit, doch immer wenn man denkt, diese nun überschritten zu haben, kittet Scassa den Riss mit Schönheit, mal mittels einer entrückten Flöte, mal mit arabischem A capella-Gesang.
Dass Scassas andere Band La Piramide di Sangue wohl aus Zeitgründen nur in größeren Abständen aktiv ist, kommt Futeisha immer wieder zugute, denn der kollagenhafte Dark Folk verfeinert ich immer mehr und wirkt hier in sich so stimmig wie nie zuvor. Ich hoffe, dass es ähnliche Werke in Zukunft auch mal auf Vinyl zu hören geben wird. (U.S.)
Label: Bindu Sound