UNITED BIBLE STUDIES: I Am Full Gibbous

Seit Anfang der 00er Jahre sind United Bible Studies, ein loses Kollektiv, das auf zahlreichen Veröffentlichungen an der Schnittstelle von Folk, Improvisation und Experiment gearbeitet hat, aktiv, wobei der experimentelle Teil in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen hat. Das auf Hand/Eye veröffentlichte „I Am Full Gibbous“ besteht aus drei langen Tracks, die bei einem Auftritt der Gruppe 2008 in Detroit und 2009 in Irland aufgenommen wurden. Auf „I Am Full Gibbous Part 1“ hört man das Publikum, Autos hupen, alles klingt aber verwaschen (insofern passt das von Timothy und Alison Renner gestaltete Artwork mit seinen schemenhaften Geschöpfen sehr gut zur Musik). Dann wird ein Folksong a capella vorgetragen, der von verrauschten Drones abgelöst wird. Das ist ein somnambules Dronescape, in dem Stimmen auftauchen, die nicht von dieser Welt zu sein scheinen. Wenn nach zehn Minuten eine E-Gitarre einsetzt, so kehrt man zwischendurch wieder in das Hier und Jetzt zurück, bevor sich der Track erneut in Richtung des kaum Fassbaren bewegt. Der kürzere Teil 2 beginnt fast schon mit an Industrial erinnernden atonalen Momenten, dann Stille, Stimmen, röchelndes Atmen, Lachen, ein Klavier spielt, während Menschen sprechen. Teil 3 hat einen traditionelleren Anfang: Erneut wird ein Folksong vorgetragen, es wird geklatscht, Drones sind zu hören, unheimliche Stimmen sind zu hören, ein Lied wird angestimmt, untermalt von monotoner Perkussion. Gegen Ende setzt ein fast schon sakrales Summen an.

Diese drei Tracks sind im positivsten Sinne ent- und ver-rückt. Das ist zum Teil von der Stimmung näher als das, was James Kirby als Caretaker macht als an traditionellem Folk. Die neun beteiligten Musiker werden dann im Booklet auch bezeichnenderweise als „The Students as ectoplasm“ bezeichnet. Man hat tatsächlich fortwährend den Eindruck, jemand habe little people eingeladen, um eine Feier abseits des Lichts, lediglich vom titelgebenden Dreiviertelmond illuminiert, mit einem Sud aus Nachtschattengewächsen im Becher zu feiern. “And so we played that night – or rather the night played us, wringing from our wretched flesh primeval glotterings, amplified and thrown into the three pairs of ears which sat watching, submitting, morphing – becoming of us.”, heißt es im Booklet. So kann man das Album auch zusammenfassen. (MG)

Label: Hand/Eye