Ich vermute, dass der auf Korfu lebende Dimitris Doukas schon ein paar Jahre als DJ, Plattensammler und Kollaborateur in der lokalen Musikszene unterwegs war. Restive Plaggona nennt er sich seit gut einem Jahr, und seitdem hat er ganze sechs Tapes über nerdige kleine Labels unter die Leute gebracht, hinzu kommen einige Releases zum Download, die nur unter dem Namen Plaggona firmieren. Alles, was mir bislang von ihm zu Ohren gekommen ist, rangiert im Grenzbereich von Ambient, Techno und (im weitesten Sinne) post-industrieller Elektronik.
Die sieben Tracks auf seinem aktuellen Tape „Committed to the Truth“ könnten durchweg Auszüge aus endlosen Sequenzfolgen sein, trotz ihrer dem Medium angemessenen Kompaktheit umgibt sie der Anhauch von etwas Epischem. Ambient gleitende Flächen, die wie aus dem Weiten des Kosmos hereinströmen und schon zu Beginn einen Eindruck von Weite entstehen lassen, bilden eine durchgehende Grundierung, allgegenwärtige Halleffekte pflichten dem bei, und wenn die ersten Rhythmen wie plötzliche Gewehrschüsse das Szenario erschüttern, ist die Atmosphäre eines großen, hallenartigen Raumes perfekt ausgestaltet.
Die übersichtliche und aufgeräumte Gestaltung des Ganzen lässt die knapp bemessenen Details nur umso mehr herausstechen: der griffige und allem Minimalismus zum Trotz volle Sound der Synthie-Layer, die simplen, zurückhaltenden Melodien, das langsame Anwachsen von Fülle und Rhythmik, die vielen retardierenden Momente, welche die Spannung aufrecht erhalten. Dass man sich zu den aggressiv platschenden Beats auch im sogenannten Industrial Dance ergehen kann, sollte einem den Spaß an den hundert schwarzen Kassetten nicht vermiesen, zumal die Cyber-Fraktion der reichlich Interpretationsspielraum lassenden Stimmung wohl ohnehin etwas ratlos gegenüber stünde. (J.G.)
Label: Yerevan Tapes