NIGHT CLEANER: Even

Bisher spielte der in Atlanta ansässige Matthew Lambert mit seiner Band All The Saints Shoegaze. Sein Soloprojekt Night Cleaner ist etwas anders ausgerichtet. Nach dem 2015 (auch auf Geographic North) veröffentlichten “Sketch for Winter III: Green Sleeves” ist der Nachfolger „Even“ eine beeindruckende Sammlung von sechs Stücken, die alle einer LoFi-Ästhetik folgen (“written, recorded & mixed by Matthew Lambert in a basement & a closet”).

Auf dem Tape heißt es:  „I need a car. You need one here. The city calls for one.” Tatsächlich: Das weit auseinandergezogene Atlanta, dessen U-Bahnnetz eher einem kargen Kreuz ähnelt als dem rhizomatischen Geflecht in deutschen Städten, ist ohne Auto kaum zu bewältigen, hat es dadurch allerdings inzwischen in die (weltweite) Top 10 der Städte geschafft, die am verstopftesten sind. Beeinflusst wurde das Album dann auch durch (das Fahren durch) die Stadt: „In fact, the album was largely inspired by continuous drives around the city of Atlanta–downtown, East Point, College Park, and Decatur“. Dabei sind die Tracks so unterschiedlich wie die Stadtteile.

„40“ beginnt mit dunklem (Gitarren-)Dröhnen, pulsierende Beats setzen ein, eine Kinderstimme spricht Unverständliches und der Gesang erinnert in seiner authentischen Verzweiflung an 80er Post Punk. „Privacy Light“eröffnet mit stammelnden Stimmen, das Gitarrenriff scheint direkt von „I wanna be your dog“ der Stooges entliehen. „Tight Nights“ wird von einem treibendem Drumcomputer, dunklem Gesang und Noisespuren durchzogen, weist ebenfalls in die (frühen) 80er und könnte sicher gut in den Gothicclubs laufen, für die Kirmestechno und Weltschmerzschlager Anathema sind. Die B-Seite klingt verglichen damit weniger düster. Das ruhige „WDE“ oder „Solids (No Tint)“ mit seinem monotonen, treibenden Beat und dem leicht entrückten Gesang haben durchaus Popcharakter. Das Titelstück verzichtet dann völlig auf Rhythmus. Hier wird der Gesang von melancholischen Soundscapes begleitet.(MG)

Label: Geographic North