Die Stücke, die der Ambientdröhner Drekka auf „Examinations 2016-2018“ zusammengestellt hat, entstanden unabhängig voneinander und sind die Frucht ausgedehnter Reisen und Kollaborationen mit zahlreichen Kollegen. Manche waren für Projekte gedacht, die nie oder nur einmalig auf kleineren Veröffentlichungen realisiert wurden, andere kamen spontan zustande, angeregt durch ausbaufähige Feldaufnahmen oder instrumentelle Sounddetails, und blieben für’s erste doch Fragment.
Allerdings scheint es so etwas wie ein unsichtbares Band zu geben, eine Art Formprinzip, das die unterschiedlichen Kollagen zusammenhält. Eventuell liegt es am Zeitraum ihrer Entstehung, dass beinahe alle Tracks ein Gefüge zwischen furchtsamer, unheimlicher Gespanntheit und einem gleichsam versöhnlichen Ton aufweisen, der die Stücke meist gegen Ende durch Tonfolgen auf dem Piano oder durch warmes, dunkles Dröhnen abschließt.
Das unruhige Rauschen des Windes in „Spring Rain, Indian Summer“, hochfrequentes Pfeifen und gespenstische Melodiefragmente in „Sense of Sense“, eisiges Hauchen in dem bereits auf der großartigen “Water, Water”-Compilation erschienenen „We Negotiate Shadows Much Deeper than Winter“, leises Bimmeln über rückwärts gespielten Passagen in „Lissajous“ und undefinierbares Rumpeln und Frickeln allerorts stehen dem entgegen und holen Größtmögliches aus Violine, Stimme, Tapes und Effektgeräten heraus. Der anfangs noch schwer auszumachende, mit der Zeit aber immer dramatischer aus dem melierten Soundbrei hervordringende Gebetsruf in „Call to Prayer“ ist das subtilste und gerade deshalb wirkungsvollste Beispiel von Drekkas Kollagierkunst. Doch selbst bei raueren Tracks wie dem industriellen „Length of Light“ wird über kurz oder lang doch die Harmonie gewahrt.
Somit ist „Examinations 2016-2018“ eine nicht nur gelungene, sondern auch überraschend homogene Compilation, bei der auch die Gastmusiker Michael Carlson, Nathan Amundson (Rivulets), Giuseppe Capriglione (Skrei), Mark Trecka (Bilín Wake, Pillars and Tongues, Dark Dark Dark), Francesco Vara (Altai), Max Kuiper (Les Horribles Travailleurs) und Thorír Georg (ROHT) für ihre jeweiligen Beiträge, meist in Form von Sounds, Lob verdienen.
Label: Bluesanct