Vielleicht ist diese Einschätzung nur der Rückschau geschuldet, aber eventuell ließe sich sagen, dass selbst in der dissonanten Frühphase in der ersten Hälfte der 80er das Werk David Jackmans als Organum – bei der unter seinem eigenen Namen veröffentlichten Musik sieht es ähnlich aus - einen fast meditativen Charakter hatte, dass den aus schabenden und kratzenden metallischen Klängen, die zu zirkulierenden Noisesymphonien verdichtetet wurden, wie etwa exemplarisch „Valley of Worms“, etwas Zenhaftes anhaftete. Spätestens als Jackman dann anfing, asiatisch klingende Flöten in das Klangbild in zu integrieren – sehr schön z.B. auf der „Ikon“-EP – wurde diese Seite der Arbeiten Jackmans deutlich(er).
Nach zahlreichen ultralimierten 7”s veröffentlichte er in der der zweiten Hälfte der 00er Jahre neben zwei Alben und einer EP mit dem vor einiger Zeit verstorbenen Z’ev seine aus den Alben „Amen“, „Sanctus“ und „Omega“ bestehehende so genannte „Holy“-Trilogie, auf der der Schwerpunkt auf minimal(st) variierten Orgeldrones lag. Jackman selbst sprach in einem seiner seltenen Interviews davon, seine neuen Arbeiten seien von “repetition; more accurately, near repetition” geprägt. Das nach einer Pause von acht Jahren veröffentlichte Album „Raven“ knüpft entfernt an diese Alben an und enthält 13 etwa dreiminütige Stücke, die sich kaum bis gar nicht voneinander unterscheiden: Es setzt ein Klavierakkord ein und verklingt – das erinnert entfernt an Momente auf der „Penguins Eat Fish/Little Dark Wing“-7” -, dazu kommen Kirchenglocken und Gongs, ab und zu hört man das Krähen von Raben.
Waren die früheren Aufnahmen oft enorm verdichtet, so finden sich hier zahlreiche Momente des Innehaltens, Leerstellen – vielleicht auch der Leere (und das ist nicht als pejorative Beschreibung der Musik zu lesen, sondern als existentielle Aussage). Man sollte bedenken, dass Jackman ein Meister der Reduktion war und schon lange bevor ökonomische Zwänge Booklets in CDs oftmals verschwinden ließen, auf zierendes Beiwerk teils gänzlich verzichtete. Ganz selten fanden sich auf den Veröffentlichungen Worte zur Genese der Stücke, die eine Deutung erleichterten. “Raven” bietet keinerlei Anhaltspunkte und so ist dieses Album eine weitere enigmatische Veröffentlichung David Jackmans. (MG)
Label: Siren Records