Nach Philip Bests Umsiedlung in den Staat der USA, in der momentan im Rennen um den Senat ein Demokrat, der Bassist in einer Punkband war, gegen einen Republikaner antritt, der gerne Schinkenspeck am Laufe eines Maschinengewehrs erhitzt, hat er sich als Verleger etabliert und in seinen kleinen Verlag Amphetamine Sulphate u.a. Kurzgeschichten von Sleaford Mods Jason Williamson veröffentlicht.
Die Besetzung von seinem mit Unterbrechungen seit 1982 bestehenden Noiseprojekt Consumer Eletronics ist in den vergangenen Jahren stabil geblieben: Best, seine Frau Sarah sowie Russell Haswell. Dabei machten die letzten Veröffentlichungen und Auftritte ein paar Dinge deutlich: eine Reduktion auf einen transparenteren, minimal(istischer)en Klang, eine (vielleicht Haswell geschuldete) Integration von (kaputten) Rhythmen sowie die Etablierung von Sarah Best als zweiter Vokalistin neben ihrem als „dirty word specialist“ apostrophierten Ehemann.
Die auf Harbiger Sound jetzt erschienene 7” enthält zwei Stücke: „The Weight“, das auf gleichnamiges Stück von The Band anspielt, das von stakattohaften Rhythmen und Hochtönen durchzogen wird und auf dem sich beide die Vocals teilen. Wenn man sich vergegenwärtigt, dass es sich bei all den in dem langen Text adressierten Personen wie „valentine sally“ “um unidentifizierte Mordopfer handelt, wird der Kontrast zu dem von Robbie Robertson getexteten Band-Stück mehr als deutlich. Auf „Hostility Blues“ schreit Sarah Best zu Synthgebrutzel einen Text, auf dem ein apokalyptisches Szenario entworfen wird: „new diseases on the way / more and more every day /half a ton of guts ballooning out and viewed close up / bodies banked and waiting / leaking pus and pain“. Philip Bests lyrics sind noch immer ambi- und polyvalent (genug), sodass man die Stücke als scharfe Zeitdiagnose lesen kann – der Text, den Best für das Presseblatt geschrieben hat, erinnert an JG Ballard (über den Best promoviert hat).
Das fragmentierte Cover passt zu Bests Art des Schreibens: Man denke etwa an den „composite text“ “Captagon”. Musikalisch sind Conusmer Electronics (inzwischen) weit weg von traditioneller Power Electronics, aber immer noch weitaus irritierender als der Großteil verwandter Projekte und nach dem Hören dieser zwei Stücke verspürt der Hörer “no awareness/just pure / inexplicable bliss” (um abschließend die A-Seite der Single zu zitieren). (JM)
Label: Harbinger Sound