Mazen Kerbajs Trompetenspiel braucht nicht unbedingt Begleitung, um einen vollen, vielschichtigen und wechselhaften Sound zu erzeugen, doch da Kerbaj ein leidenschaftlicher Kollaborateur ist, dauerte es vierzehn Jahre, bis er wieder allein mit einem Instrument ins Studio ging und eine gute anderthalbe Stunde Musik aufnahm. Einen Teil davon ließ er unbearbeitet, und die verschiedenen Spieltechniken ließen dennoch ein großes Abenteuer daraus werden, dem es an nichts fehlt.
Auf dem zweiten Teil seiner “Solo Trumpet”-Veröffentlichung sind nur überarbeitete Stücke enthalten, bei denen er sich alles erlaubt hat, was zunächst verboten war, wobei hier nur neues, auf dem ersten Teil nicht enthaltenes Material vorliegt. Auf diesem war man überrascht und etwas ungläubig, dass das alles Trompete sein soll, hier hält man sich mit solchen Mutmaßungen am besten gleich zurück, denn was seinem Instrument selbst entlockt wurde, und was sich der nachträglichen Überarbeitung verdankt, ist nur partiell unterscheidbar.
Das einleitende “I Always Dreamt to be a Guitar Player” erinnert mit seinem unregelmäßigen Dröhnen eher an den kreisenden Klang einer Tanbura (und manchmal an ein Didgeridoo), doch letztlich ist das alles Trompete und Elektronik, das mit allen Tempospielereien für zehn Minuten uriger Heimeligkeit sorgt. Kontraste zwischen den Tracks muten hier noch etwas stärker an als auf dem ersten Teil, auf den “Just the Three of Us” mit seinem nur subtil bearbeiteten Klecksen und Knattern, das mehr denn je an “Brass” erinnert, beinahe gepasst hätte.
Ähnliches findet sich auch auf dem natürlich völlig unrhythmischen “Dance Music for Lazy People” (abgesehen von einem einsamen Taktschlag inmitten der knatternden Dröhnung), wohingegen die zweite Seite das ganze in mal kratzigem, mal hochtönendem Noise ausklingen lässt, mit dem sich der Kreis der komplementären Platten beinahe schließt.
Label: Discrepant