MAZEN KERBAJ: Trumpet Solo Vol. 2.1

Mazen Kerbaj ist einer der Trompeter, die es schaffen, ihrem Instrument über längere Passagen Töne zu entlocken, die nach allem, aber kaum nach einer Trompete klingen (außer vielleicht für versierte Ausnahme-Ohren, die natürlich nicht unterschlagen werden sollen). Außer als Improv- und Jazz-Virtuose, der nebenbei organisatorisch am bekannten Irtijal Festival mitmischt, ist Kerbaj mit gleicher Verve als Grafiker und Comic-Artist aktiv, und wer den libanesischen Renaissance-Mann dennoch nicht kennt, hat vielleicht von seinen Ensembles gehört wie z.B. dem Ariha Brass Quartett, dem Trio Asfourieh oder dem einprägsam getauften Johnny Kafka Anti-Vegetarian Orchestra.

Ganze vierzehn Jahre nach seinem bislang einzigen Soloalbum, dessen Titel “Brt Vrt Zrt Krt” den Sound der Platte ganz anschaulich wiedergibt, hat er sich nun ein zweites Mal allein ins Studio begeben und Material eingespielt, das gleich für zwei Alben reichte.

Auf dem hier vorliegenden ersten Teil ist über neun Tracks lediglich seine nicht nachträglich durch Cuts, Overdubs oder elektronische Verfremdungstricks bearbeitete, aber in unterschiedlichen Spieltechniken traktiert Trompete zu hören. Sirrend und Flirrend, lau wie eine sanfte Briese, heftig wie tosender Wind, blubbernd und gurgelnd wie ein überfordertes Wasserrohr, metallen reibend, ratternd und hämmernd führt Kerbajs Weg in immer variiertem Tempo behende durch unwegsames Gelände und manchmal vom tiefsten Abgrund prompt in lichteste Höhen, wo Kessel pfeifen und Sirenen Alarm schlagen, bis kratzender Noise alles zersägt. Bei all dem ist der gelegentlich auch als Karikaturist arbeitende Kerbaj Virtuose und Enterteiner zugleich, und seine Kunst ist in jedem Ton ein großer Spaß.

Es gibt Passagen, da meint man ein Dedgeridoo zu hören, öfter noch Synthies und andere elektronische Klänge (nicht nur im Track “Unplugged Modular Synthesizer”), aber all dies ist eine verschmitzt-verspielte Fata Morgana. Auf dem zweiten Teil dieser originellen Doppel-Veröffentlichung sieht das anders aus, doch dazu mehr in Kürze. (U.S.)

Label: Discrepant