Die Musikgeschichte ist voll mit Kollaborationen, bei denen zwei oder mehrere alte Hasen einmal zusammenkommen sind und einen nahezu perfekt aufeinander abgestimmten Stil gefunden haben, nur um danach zu neuen Ufern aufzubrechen. Umso mehr freut man sich, wenn es zu einer Fortsetzung kommt, und man eine gewisse Hoffnung wagen darf, dass vielleicht doch gerade eine feste Band am entstehen ist.
Eine solche könnte Divus sein, dass Duo bestehend aus dem römischen DJ und Producer Luciano Lamanna und Luca T. Mai, Saxophonist der Jazzcore-Legende Zu und der donnernden Exotica-Combo Mombu. Gemeinsam spielen sie cinematische Soundscapes, bei denen fein ziselierte Elektronik ambienter oder kühl technoider Prägung die Kulisse für die unterschiedlichsten dramatischen Ereignisse bietet, die Mai seinem Instrument zu entlocken weiß – bis sich Handlung und Kulisse zu einer unentwirrbaren Einheit vermengen.
Oft sind solche Fortstezungen dann – wie z.B. bei “Invisible Cities” von Aidan Baker und Gareth Davies – tatsächlich Weiterführungen des anfänglichen Konzepts, so dass man beide Longplayer im Shuffle hören könnte, ohne die einzelnen Tracks sicher einem der Alben zuordnen zu können. Auch Divus’ Zweitwerk knüpft – glücklicherweise – an den Erstling an: Ambiente Soundwellen schaffen eine nächtliche Breitband-Stimmung, zusammen mit dem manchmal wie aufgeklebt wirkenden Saxophonan an einen Darkjazz erinnert, der nicht ganz so smooth und phlegmatisch wie üblich daherkommt. Wie beim Vorgänger fehlen aber auch hier die disharmonischen Seiten nicht: Kernig rumorende Hintergrund-Landschaften bilden die Kulisse nicht nur für das Saxophonspiel, sondern auch für hochfrequente Feedback-Loops, und auch ersteres brattelt sich imemr mal in ungeahnt alarmistische Höhen empor.
Spätestens aber beim Geknüppel des verzerrten Rhythm Noise einiger Passagen beschleicht einen der eindruck, dass der Widerstreit zwischen der eingängigen, fast sanften Seite des Albums und ihrem räudigen Gegenpart diesmal mehr zugunsten letzterer ausfällt. Darin freilich, mehr noch aber im völligen Fehlen von Längen erkennt man ein Potential, das locker für einen dritten Longplayer reichen würde. (U.S.)
Label: Boring Machines