Während eine Reihe von Duos, die im Rahmen des 80er Dark Wave-Revivals durchaus stimmungsvoll klingen, sind sie häufig doch etwas (zu) glatt, sind abseits des schönen dunklen Scheins letztlich doch nur Meterware für die Tanzfläche. Wetware, das aus Roxy Farman und Matt Morandi bestehende Duo, kommen aus einer musikalisch anderen Tradition und agieren irgendwo als Hybrid zwischen No Wave und Industrial und lassen ein gefälliges (Zu-)Hören nicht zu.
Bezüglich des Debütalbums hieß es hier: „Was auffällt, ist dass auf vielen Stücken ein Moment der Atemlosgkeit zu herrschen scheint. Wenn man zu dieser Musik tanzen will [...], dann ist das ein Veitstanz zu Ehren des heiligen Vitus. Das ist Musik für ballardsche Betoninseln oder High Rises.“ Diese damals attestierte Atemlosigkeit durchzieht auch das zweite Album, das mit dem gerade einmal 42-sekündigen “Car Dancer” eröffnet wird. Dies liegt sowohl an der übersteigerten Rhythmik als auch an dem Gesang, wie etwa auf „Kismet“ mehr als deutlich wird: Es beginnt mit Husten, Stottern, eine lallende Stimme scheint sich zu überschlagen, das klingt wie Ka Baird auf Speed. Auf „Cause Unknown“ höfren sich die Beats fast wie Schüsse an. Bei „Exaggerated Bliss“ spricht Farnan zu wummernden Maschinenklängen. Von Klangbild und erzeugter Stimmung erinnert dieses Stück an SPKs „Leichenschrei“. “Indifference” wird von der Stimme dominiert, die deklamiert “covered in piss”, während im Hintergrund vereinzelt metallische Perkussion zu hören ist. Bei „Divided in Half“ scheint man eine demente Opernsängerin zu hören. „Rivalries Regulars“ kombiniert eine kaputte Drummaschine und wütendem Schreien. „She Was Having a Good Time“ ist noch am ehesten für die Tanzfläche geeignet. Manchmal erinnern Wetware entfernt an CarterTuttiVoid, wobei das Duo aus Brooklyn wütender klingt, was sich auch in den konfrontativen Liveauftritten widerspiegt. Der titelgebende Dreschflegel ist sicher eine gute Metapher für das, was den Hörenden auf diesem Album erwartet, (MG)
Label: Dais Records