Die in Berlin und Leipzig ansässigen Mumbles, ein launiges Quartett im Grenzland von Postpunk, Noiserock und augenzwinkerndem Pop, haben sich viel Zeit gelassen mit ihrem zweiten Album, denn die Nachfolgerin des vor sage und schreibe sieben Jahren veröffentlichten “Geese My Eyes” ist gerade im entstehen. Spruchreif ist bislang der Song “Heroine”, der bereits als digitale Single vorliegt. Für diese haben die vier dann gleich noch ein paarbesondere Hasen aus dem Hut gezaubert.
“Heroin” ist ein treibender, eingängiger, melodisch mitreißender Post Punk-Song mit ordentlichem Hit-Potenzial, der gekontn zwischen räudiger Aggression und einer Gefälligkeit changiert, bei der fast schon zwangsläufig die Frage aufkommt, wieviel Ironie und Spaß in der ganzen Sache steckt. In der Sache, d.h, der inhaltlichen Message, ist man jedoch eindeutig: Rollenerwartungen – Amerikaner würden sagen in puncto Race, Class und Gender – wird der heroische Mittelfinger gezeigt, die Coming of Age-Zeit ist zu kurz um abgenudelten Klischees einen zweiten Gedanken zu widmen, Carpe Diem also und ein ordentliches Freakout.
Die Hasen aus dem Hut, das sind zwei Remixe, ein Cover und eine Karaokeversion – letzteres schlicht das Original ohne Gesang, jetzt dürfen wir nur unseren Einsatz für’s Shouten nicht verpassen. Die beiden Remixe geben dem Track tatsächlich jeweils einen ganz eigenen Charakter, Slow Steve verpflanzt die Geschichte in ein gedubbtes Szenario von der Klarheit eines luziden Traumes, der dem ins Visier genommenen Normalitätsdruck eine noch bizarrerere Note gibt. Auch so lässt sich kämpfen.
Softeis nehmen stärker Bezug auf die poppige Seite des Songs und verwandelt ihn kurzerhand in ein trügerisches Dance-Stück zum Schwelgen- zumindest trügerisch für all jene, die den Beat-Einsatz kaum erwarten können und Heroine für ein nervig in die Länge gezogenes Intro halten. Karin Anders hat das Stück mit verfremdetem Piano und lyrischem Sopran komplett neu interpretiert und bewegt sich zumindest vordergründig am weitesten vom Original weg: Ihr tremolierender Gesang weckt Erinnerungen an Musik der Renaissance, und gegen Ende scheint sich das Stück immer mehr aufzulösen, wenn Anders Stimme sich zum Duett verdoppelt und die Musik immer mehr an das Stimmen von Instrumenten erinnert.
Wer die vier Interpretationen intus und den Song so aus allen Himmelsrichtungen durchdrungen hat, sollte mit der Karaoke keine Probleme haben, ich würde mir glatt eine Compilation mit den misslungensten Versuchen wünschen, denn die zu veröffentlichen hätte ja auch etwas Heroisches. Noch mehr freue ich mich auf das kommende Album.
Label: Kitchen Leg Records