Maurizio Bianchis 1981 auf Nigel Ayers’ Label Sterile Records veröffentlichtes Album „Symphony for a Genocide“ ist noch immer ein Kulminations- wie Ausgangspunkt finsterer dystopischer Musik, deren Einfluss von Atrax Morgue bis Controlled Death reicht. Im Kata 11-Magazin von William Bennetts Come Organisation hieß es damals zutreffend: „low key depression pieces […] All types of death go well with this ultimate funeral – Maurizio is ready to unload his death cargo“.
Bianchis Discography ist umfangreich und teilweise unüberschaubar, sein (zeitweiliges) Zurückziehen aus der Musik resultierte auch aus seiner spirituellen Entwicklung. In den Linernotes heißt es in einem Statement von Bianchi aus dem Jahre 1984: „I stopped doing music, and now my life is going towards its own awareness.“ Das klingt alles sehr nach Transformtion, nach Sebst- und Neufindung und tatsächlich wurde Bianchi Anhänger einer der vielen im Jahrmarkt der leidlich sytematisierten Formen von Aberglauben angebotenen Metaphysiken und landete bei den Zeugen Jehovahs.
Das Album „Armaghedon“ entstand 1984. Bianchi selbst sagt, dass er Anfang der 80er erstmalig dem Begriff Armaghedon begegnete, zu einer Zeit, als er selbst „haunted by the specter of an imminent apocalypse“ war, später lernte er dann etwas über die Genese des Begriffs und sah den Terminus dann als „message of hope for the future“. Das passt natürlich zu seiner religiösen Weltanschauung und der Eschatologie der Zeugen Jehovahs, deren Fokus(sierung) auf die Endzeit und die (Er-)Rettung der 144 000.
Die zwei über 20-minütigen Tracks, konzipiert als Soundtrack für Bianchis Film gleichen Namens, erinnern etwas an die oben angespropchen „low key“ Stücke, allerdings sind sie (etwas) weniger depressiv und ihnen fehlt das Dissonante, was nicht heißen soll, dass „Armaghedon“ ein unbeschwertes Album ist. Auch diese weitgehend rhythmuslosen, aber leicht pulsierenden analogen Stücke arbeiten mit Echo und Hall, mit unterschwelligen melodischen Passagen, das ist ein ozeanographisches An- und Abschwellen und Dröhnen. Auf der zweiten Seite des Albums tauchen Stimmen auf, die murmeln, schreien, fragmentiert sind. Den Stücken haftet durchgängig etwas Mysteriöses, etwas leicht Unheimliches, Anders- und Außerweltliches an und letztlich könnten beide Teile auch hervorragend als alternativer Soundtrack zu „Solaris“ funktionieren. (MG)
Label: Verlag System