ITCHING: Gyre

Der aus Nottingham stammende Henry Davies hat bisher bei einer Reihe Bands unterschiedlicher Genres gespielt, u.a. als Drummer bei der Sludgeband Moloch oder bei Bloody Head, die laut Selbstauskunft „broken brain blues “ spielen. Relevanter für die Betrachtung seines neuen Projekts Itching sind aber die zahleichen Veröffentlichungen, die er unter dem Namen Nacht und Nebel gemacht hat, fokussierte sich und basierte seine Geräuschmusik doch allein auf einem musikalischem Ausgangsmaterial – dem Cello. Nacht und Nebel traten u.a. mit Father Murphy auf, inzwischen ist das Projekt aber eingestellt.

Was das verwendete Ausgangsmaterial anbelangt, so lassen einige (Geräusch-)Musiker ihre Hörer (bewusst) im Dunkeln, andere machen die verwendeten Klänge transparent (z.B. Daniel Menche), manche konzentrieren sich auf jeder Veröffentlichung auf lediglich eine Klangquelle, die bearbeitet wird (wie der vor einigen Jahren verstorbene Akifumi Nakajima alias Aube). Die auf “Gyre” zu findenden Tracks basieren alle auf lediglich einer Geräuschquelle, nämlich Davies’ Katze Lemmy, die wahrscheinlich auch das Cover ziert.

Bei „Trinitite“ lässt sich anfangs eventuell noch das Schnurren einer Katze erahnen, das dann in Geknarze und Gebrutzel mündet. „Smeared“ beginnt direkt rabiat mit Dissonanzen und Verzerrungen, die dann zurückgenommen werden. Zwischendurch hört man ein Gluggern, letztlich könnten hier auch Frösche quaken, dann wieder wird der Track verdichtet und fast lässt sich so etwas wie Rhtyhmus erahnen. „Debridement“ beginnt zurückhaltender: Schnurren, das dann aber in zerhäckseltem Knistern und Krachen untergeht. Auch der letzte Track “A Pact” verdichtet sich nach zaghaftem Beginn zu einer Kakophonie.

Natürlich stellt sich zum Teil schon die Frage nach der Relevanz des Ausgangsmaterials, denn manches ist hier „bis zur Unkenntlichkeit bearbeitet, gefiltert, geschreddert und deformiert“, um Asmus Tietchens’ immer noch lesenswerten Essay zum “Mythos Basismaterial” zu zitieren, aber vielleicht muss man diese auch nicht unbedingt eindeutig beantworten. Ob Louis Wain das Album goutieren würde, sei allerdings dahingestellt. (MG)

Label: Outsider Art