Eric Brown, der Mann hinter Scald Hymn, hat in der Vergangenheit depressive Power Electronics als Wish For Skin veröffentlicht oder als Streiber Ambient gespielt, dem man allerdings nicht gerade das Attribut Dark verleihen konnte. Als Scald Hymn macht er Musik, die auf früheren Veröffentlichungen extrem krachig war, auf jüngeren Tonträgern, werden allerdings Streicherklänge mit Harsh Noise-Eruptionen verknüpft, was in etwa so klingt, als hätten sich Daniel Menche und Richard Ramirez getroffen, um ein Stück von Wolfmangler zu covern.
Die erste Seite des Tapes beginnt dann auch mit dissonant dräuenden Streicherpassagen und man meint, eine kaum fassbare Entität übe sich an einem verstaubten Cello. Es knistert, man hört Geräusche, als zerknülle jemand Papier vor dem Mikrofon. Das klingt wie ein Soundtrack zu einem Folk Horror/Texas Chainsaw-Hybrid. Nach etwa fünf Minuten kommen Noisepassagen dazu und es entsteht ein seltsames Interagieren zwischen dem harschen Gebrutzel und den im Hintergrund dröhnenden Streichern. Die zweite Seite dagegen beginnt direkt mit einem fiesen Hochton und dann Harsh Noise-Passagen. Danach dröhnen die Streicher dissonant, Wasser scheint zu fließen und auch hier wechseln sich die getragenen Passagen mit den manischen Eruptionen ab.
Das Label spricht davon, bei Scald Hymn handele es sich um einen Künstler “brave enough to inject moments of beauty into the existential dread that is channeled through fried electronics and jagged scrap metal”. Ob es sich jetzt tatsächlich um “Momente der Schönheit” handelt, sei dahingestellt, aber die knappe halbe Stunde, die “Lilac Drain” dauert, macht deutlich, wie variantenreich und originell Noise noch immer sein kann. (MG)
Label: New Forces