Es ist schon öfter auf diesen Seiten thematisiert worden, wie erfreulich es ist, dass dunkle Musik nicht mehr ein – man verzeihe das Wortspiel – Schattendasein führt. Vorbei ist die Zeit, in der Gothic und verwandte Genres lediglich auf den Seiten der Szenemagazine zu finden waren. Postpunk floriert seit einigen Jahren und Bands, die ihren Sound und ihre Ästhetik an den 80ern geschult haben, sind Legion.
Das führt zu dem Problem, dass eine Homogenisierung von Klang und Komposition stattfindet und man das x-te Dark Wave-Duo hört, das Eigenständigkeit gegen Eingängigkeit (ein-)getauscht hat, falls dann Originalität je in Reichweite war. Was von den gleich(förmig)en Basslinien und dem oftmals unterkühlten Gesang nach dem Hören übrigbleibt, ist dann nur ein schaler Nachgeschmack.
Börn aus Island debüttierten vor etlichen Jahren unter dem Namen Nörn mit einem Demo, das den Einfluss amerikanischen Death Rocks sicher nicht verleugnete, kurz danach änderte die Band ihren Namen leicht und der Sound wurde (noch) ruppiger, aggressiver, wies Punkeinflüsse auf und auch das zweite Album das etliche Jahre nach dem Langzeitdebüt erscheint und offenbar eine lange Genese durchgemacht hat („6 1/2 years since we recorded the first version. 1 1/2 year since we recorded and finished the final version that’s pressed on these records.“), verdeutlicht das.
Der Opener “Alveg sama” mit treibendem Basslauf und klirrend-dunklen Gitarren wäre erst einmal nicht deplatziert auf den Samplern, die Jungle Records in den 90ern veröffentlichten. Der Gesang ist geprägt von einer dunklen Verzweiflung vermischt mit Zorn. Das Anämische, Emotionslose, das viele zeitgenössiche Acts prägt, weicht hier dem (gerechten) Zorn. Hier wird mit Dolchen gesprochen respektive gesungen. Das klingt so, als habe Anja Huwe einen Kelch Hass zu sich genommen. “Þeir koma” ist noch treibender. Hier fusioniert Punk mit Positive Punk zu einem wilden Gebräu und da reichen auch zwei Minuten völlig aus. Vielleicht haben Southern Death Cult und Samhain ein paar uneheliche Kinder. Das bedrohlich klingende “Flakandi sár” endet passenderweise in einem Schrei. (MG)
Label: Iron Lung Records