CONTRASTATE: 35 Project

Contrastate haben über die Jahr(zehnt)e einen ganz eigenen Klang entwickelt, der sich sicher aus dem reichen Fundus der Industrialculture speist(e), enge Genrekorsetts aber schon früh abstreifte. Sie waren auch vielleicht auf reflektiertere Weise politisch als die an Transgressionen reiche Insustrialszene und klanglich immer im besten Sinne unvorhersehbar. Nach einer etwa zehnjährigen Pause zwischen 2000 und 2010 sind in den letzten Jahren eine Reihe von Aufnahmen veröffentlicht worden.

Auf ihrer neuen 10” „35 Project“ finden sich insgesamt vier unbetitelte Stücke. Der erste Track beginnt mit vereinzelten Töne, leichten Dissonanzen, dann setzen melodisch-flächige Sounds ein, die abebben. Eine verfremdete, roboterhafte Stimme deklamiert u.a.: „you do not have the right to physically harm“ oder „you do not have the right to go to war“. Man hört rückwärts abgespielte Stimmen, dunkles Pulsieren und von leichter Unruhe durchzogene ambiente Passagen. Das zweite Stück der A-Seite besteht aus melodischen Flächen und perkussiven Momenten, in Teilen so, als schlage man auf Pauken. Der dritte Track ist von einer melancholischen Melodie durchzogen, in der Ferne tönen Glöckchen, man hört erneut verfremdete Stimmen und dann fast so etwas wie eine opulent klingende verrauschte Orgel. Das letzte Stück ist dagegen treibender und erneut mit verlangsamt-verfremdeter Stimme.

Worauf die 10 ” konzeptionell abzielt, bleibt unklar; in einem Promovideo, das die Band anlässlich der Veröffentlichung des Vinyls verfügbar machte, werden Ausschnitte aus Willy Zielkes 1934 erschienenen Film „Das Stahltier“, einem Industrie- und Wirtschaftsfilm über die Reichsbahn, verwendet. Der Film gefiel damals allerdings weder der Reichsbahn noch dem „Dämon aus der Reklame-Abteilung“ (Klaus Mann).

„Contrastate’s sound insinuates itself inside the dark ritual ambience of the electronic avant-gard “ heißt es auf ihrer Facebookseite und in der Pressemitteilung wird die Band in einem Spannungsfeld von „dark ritual ambience [und] experimental noise industrial surrealism sonic soundtracks“ verortet. In einem 1991 gemachten Interview meinte Stephen Meixner: „I would like to see Contrastate progressing in new areas with each new release“ – nachträglich kann man feststellen, dass ihm und Contrastate das sicher mehr als gelungen ist und auch diese auf 250 Exemplare in weißem Vinyl limitierte Veröffentlichung bezeugt das. (MG)

Label: Black Rose Recordings