Ester Kärkkäinen hat unter dem Namen Himukalt in den letzten Jahren auf zahlreichen Veröffentlichungen ihre eigenen (sexuellen) Obsessionen (dass ein Album „Third Fantasy“ heißt, passt sehr gut) auf einer Reihe von Labels (u.a. Tesco, Total Black, Malignant) thematisiert, zum Teil hatten die Aufnahmen fast schon dokumentarischen Charakter (wie auf der „Sex Worker“-Reihe). Chad Davis macht als Subklinik seit Jahrzehnten konsequent Death Industrial. In der Tradition des frühen MB oder von Marco Corbelli entstanden zahlreiche dunkel-dräuende Aufnahmen. Ein vor einigen Jahren erschienenes Album trägt den programmatischen Titel „Musik For Dekomposition“. Subtil geht anders, aber konsequent ist das schon.
Himukalts 23-minütiges „Seven Memories“ beginnt mit dezentem Brutzeln, vereinzelten perkussiven Schlägen, jemand spricht, bis dann immer brutale Eruptionen einsetzen. Stimmen tauchen auf, verschwinden. Gerade der letzte Teil ist rabiat. Rhythmus dient hier weniger als strukturierendes Element, denn als eines der Irritation. Der Track hat einen fragmentarischem, collagierten Charakter: Das sind 23 Minuten eines extrem unangenehmen uneasy listening.
Die Subklinik-Seite namens „Human Meat“ besteht aus insgesamt sechs Tracks und beginnt mit einer Wand aus Dissonanz, in der man meint, die Elektronik schreie ihren Schmerz heraus. Das Stück bricht plötzlich völlig unvermittelt ab, wie man es auch bei zahlreichen Controlled Death-Aufnahmen hören kann. Der zweite Track ist etwas reduzierter mit basslastigem, dunklen repetitiven Brummen und Gerumpel. Danach murmelt, stammelt und schreit jemand inmitten der analogen Dissonanzen Unverständliches. Es folgt ein dunkler Loop mit Andeutung von Rhythmus. Dann kommt eine an den ersten Track anknüpfende weitere finstere Lärmwand, Der letzte Track fällt musikalisch etwas aus dem Rahmen, erinnert eher an einige der tanzbareren Stücke auf SPKs „Auto-Da-Fé“-Compilation. Das ist ein debiler Tanz. In Subklinik Welts ist der Mensch – dem Titel zufolge – „Fleisch“, was sicher keine große und originelle Einsicht ist, allerdings eine, die ein Gros der Bewohner dieses Planeten doch eher verdrängen (wollen/müssen). (JM)
Label: Cloister Recordings