Compilations kann oft etwas Willkürliches anhaften, selbst (oder gerade wenn) sie scheinbar konzeptionell ausgerichtet sind, Zusammenstellungen, die den (Zu-)Stand eines Labels dokumentieren (und bewerben sollen), sind aber dann vielleicht ganz pragmatische Lösungen, um Hörern einen Überblick über Labelprogramme zu geben. Outsider Art aus England bewegen sich seit etwa vier Jahren im Bereich Industrial, Harsh Noise, Power Electronics und nun erscheint anlässlich der hundertsen Veröffentlichung das Doppel-Tape „True Listening Is Love In Action”, auf dem insgesamt 13 Künstler vertreten sind.
Naturgemäß sind zahlreiche Beiträge äußert rabiat: Viimeinen eröffnen das das Album mit „Trigger Erffect“, ein mit seltsamen Geräuschen beginnendes Stück kurz vor der Eruption, die dann auch nach zwei Minuten kommt und den Track in Harsh Noise untergehen lässt. Slow Murder spielen ein relativ statisches White Noise-Stück. Der Livetrack von Fleshlicker kombiniert brutales Gebrutzel und Gebrüll (mit immer wieder einsetzenden Momenten der Ruhe), wobei die Stimme eher ein weiteres Klangelement inmitten der Kakophonie ist. Über Ordeal By Roses hatten wir vor ein paar Jahren anlässlich des Tapes auf Outsider Art geschrieben: “[D]as walisische Power Electronics-Duo [legt] in der Selbstbeschreibung die thematische Fokussierung auf „death, loss and mental struggles”. Ihr schlicht „Violence“ betitelter Track arbeitet mit fiesen Hochtönen. Knifedoutofexistences (sehr wahr betiteltes) „Grief Is Absolute“ changiert zwischen Fabrikhallenecho und Gebrüll, einer Stimme, die wie ein Hybrid aus Power Electronics-Deklamation und Leid klingt. Auf “Only Me” klingen Pale World etwas brutaler als auf früheren Aufnahmen, VIIOFIX bieten ein zweieinhalbminütiges PE-Gebrutzel, Blackcloudsummoner aus Nottingham Noise mit Hochtönen. “Whispering Ghost Psalms (Redux)” von Plague Mother aus den USA ist vom Klang transparent, aber dafür nicht minder brutal.
Andere Beiträge sind etwas zurückhaltender: Greying Snout beeindrucken mit verrauschten Orgelflächen und Stimmengewirr; das ist ein Trauermarsch, der dann in der letzten Minute in Harsh Noise transformiert wird. „Greying Snout uses decaying tapes and electronics to draw out moments of presence- be they happiness, regret, or grief.“, konnte man anlässlich des Tapes lesen. Beheading, die auf einer früheren Veröffentlichung auch mal eine Akustikballade hatten, fallen mit ihrem melodischen Metaltrack etwas aus dem Rahmen. Sean Addicott steuert ein Ambientstück bei: ein Loop aus Orchstersamples leiert, bricht ab, setzt dann wieder ein. Als Abschluss hört man Cremation Lilly auf dem desolaten “How To Believe In Yourself When You’ve Been Dead For Years” mit melodischen flächigen Sounds und traurigem Gesang, der am Ende in völlige Verzweiflung umschlägt. (MG)
Label: Outsider Art