Vergangenes Jahr begeisterte uns auf diesen Seiten „Mares“ der als Musikerin und Philosophin aktiven Annelies Monseré. Der jetzt gerade erschienene Nachfolger „I Sigh, I Resign“ knüpft in Passagen musikalisch wie von der Stimmung her durchaus an dieses Album an. Monseré erschafft erneut eine ganz eigene, nicht eindeutig zu kategorisierende Klangwelt, was sich vielleicht auch in nicht immer ganz treffenden Genrezuschreibungsversuchen wie „ambient pop“, oder „modern classical“ widerspiegelt.
Zierten das letzte Album dem Sujet des Meeres entsprechend verschiedene Seekreaturen das Artwork, geht es beim zwischen 2016 und 2023 entstandenen Nachfolger um etwas anderes. Monseré schreibt: „this album explores history, its weight, and its exclusions on both a general and personal level.“ Diese Exkludierten zeigen sich dann auch im Artwork: „The drawings were inspired by the work of historically marginalized and excluded artists, namely: Judith Leyster, Rachel Ruysch, Maria Van Oosterwijck, Margaretha Haverman, Clara Peeters, Margareta de Heer, and Anna Maria Janssens.”
Das Album beginnt mit dem Titelstück mit leicht pochendem Drumcomputer, flächigen Orgelpassagen und Monserés Gesang, durch den eine leicht entrückte Atmosphäre erzeugt wird. Das instrumentale „January“ mit seiner immer wiederkehrenden Melodiefolge erzeugt eine fast schon mittelaterliche Atmosphäre – ähnlich wie das kurze „Triton“. Es gibt auch Stücke, bei denen das Klavier im Zentrum steht, wie auf der ersten Version von „Dark Ages (Piano)“ oder auf dem Jean Ritchie-Cover „One I Love“. „Salt“ kombiniert eine treibende Drummaschine mit sakralen, dramatischen Orgelkängen. Dieses im Kontext des Albums fast schon bombastisch zu nennende Stück könnte mit seiner Dynamik durchaus auch eine Single sein. Ein weiterer Höhepunkt ist „Simple Fractures“ mit einer dunklen Orgel und an Kesselpauken erinnernder Perkussion. Auch die Orgelversion von „Dark Ages“ passt zu diesen eher opulenten Stücken. Was aber auffällt, dass diese Stücke bar jeden falschen Pathos sind. Allen Stücken des Albums wohnt zudem ein Moment des Seltsamen, Irritiereden inne.
“I Sigh, I Resign” ist ebenso wie der Vorgänger wie aus der Zeit gefallen, lässt sich letztlich kaum lokalisieren und kategorisieren. Mit ihren letzten Veröffentlichungen situiert sich Monseré in einem Universum, in dem andere Künstlerinnen (im weitesten Sinne könn(t)en Nico oder Fursaxa als Referenzpunkte dienen) ihre ganz eigene Musik erschaffen haben. (MG)
Label: Horn Of Plenty