CONCRETE MASCARA: Perennial Disappointment

Sein Ziel beschreibt das Trio Concrete Mascara auf seiner Website mit folgenden Worten: „Concrete Mascara is devoted to vanity, hedonism and addiction. Beauty at any cost. Life lived between the razor and the mirror.” Auf dem Track “Snake Skin Stilettos” findet sich dann auch passenderweise die Apotheose des Abusus: “God is in the mirror/god is on the mirror/staring back/through white lines”.

Musikalisch wird  diese Mission auf “Perennial Disappointment”  als Power Electronics mit gelegentlichen Death Industrial-Momenten umgesetzt: Ist das Intro “The Flesh of this World”, auf dem etwas unoriginell mit verlangsamter Stimme gearbeitet wird, noch zurückhaltend, so ist der zweite Track „Area Trinity“ von gewaltiger Wu(ch)t: Inmitten der brachialen Feedbackorgie und der Analogsynths wird mit ultraverzerrter Stimme “Area Trinity/my home/your nightmare” verkündet. Damit verweist man wahrscheinlich auf den Ort in New Mexico, an dem zum ersten Mal eine Waffe getestet wurde, die deutlich machte, dass der Mensch etwas entwickelt hatte, das die Fähigkeit hatte, ihn jedwede Gattungsloyalität aufkündigen zu lassen. Auf „Utopian Nightmare“ und “Delusion of Sacrifice” werden Rhythmusschleifen (die bei letzterem wie Gewehrsalven klingen) mit rabiaten Dissonanzen kombiniert. „Mouth of Flies, Tongue of Maggots“ ist dagegen etwas zurückhaltender: Man hört fast schon rituelles Dröhnen, Rhythmusloops und Vocals, die hier in der Musik fast unterzugehen scheinen. Der Text, der sich der von in Soap Operas bis zu Selbsthilfegruppen geäußerten Beziehungsplatitüden bedient („I am so sorry for everything/you were right about everything/I have been selfish“) wird durch den Titel ad absurdum geführt. “Death Trigger Impulse” ist eine Lärmwand, auf der man sich eines der vielleicht verbreitetsten Sartre-Zitate bedient: “hell is other people”.

Interessant ist, wie sich manche Spielarten extremer Musik einander annähern: Concrete Mascara wählen weder das an der Grenze zur Hysterie liegende Gekreische, wie es sich z.B. bei früh(er)en Aufnahmen Whitehouses findet noch bedienen sie sich eines herrischen Befehlstons, der seit einer Reihe von Jahren das default setting vieler zeitgenössischer PE-Projekte ist. Vielmehr ist die Inszenierung teilweise näher am Black Metal (z.B. auf dem von verzerrten Rhythmusloops durchzogenen „Defined by Absence“). (J.M.)

Label: Malignant