Es ist nicht leicht, etwas allgemein Einführendes zu den Swans zu sagen, ohne dabei Gemeinpläze zu bedienen. Ich schlage folgende Behauptung vor: Swans ist eine Band, die nicht jedem angeraten ist, ein unerfahrenes Sensibelchen mit Hang zu starker Identifikation könnte – weniger durch die Wucht der Musik als vielmehr durch den oft doppenbödigen, aber stets kompromisslosen Sarkasmus in Michael Giras Worten – fatal in Mitleidenschaft gezogen werden, psychisch wie physisch, und das gilt für alle Werkphasen der amerikanischen Band, die seit den Anfängen im No Wave und Power Rock der Weiterlesen
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What do you Know about a Good Father? Interview mit Joke Lanz von Sudden Infant
In der experimentellen Musik und im Post-Industrial sind Projekte üblicher als Bands, was man mit der Distanz zum herkömmlichen Rock’n'Roll-Lifestyle ebenso erklären könnte wie mit dem starken Konzeptcharakter vieler Arbeiten, bei denen meist die Ideen einer einzelnen Person im Zentrum stehen. Obwohl Sudden Infant eine sehr individuelle Sicht auf die Welt zum Ausdruck bringt und nicht selten persönliche Erfahrungen verarbeitet, entschied sich Betreiber Joke Lanz im vergangenen Jahr, das Einmannprojekt in ein Trio umzuwandeln, bei dem ein an Jazz und Rock geschultes Schlagzeug und ein Kontrabass mit dem altbekannten elektronischen Lärm zu einer Einheit fusionieren, die man als Weiterlesen
SUDDEN INFANT: Wölfli’s Nightmare
Es gibt Bands, die sich bei gefühlt jeder Veröffentlichung neu erfinden und solche, die sich über Jahrzehnte in der gleichen Umlaufbahn bewegen und ihren Stil nur minimal variieren. Wenn eine Band oder ein Künstler nach etlichen Jahren einen plötzlichen Wandel vollzieht, erregt das Aufsehen, und was für die einen der Ausverkauf, ist für die anderen eine vitale Frischzellenkur. Sudden Infant war für die letzten drei Jahrzehnte das Projekt von Joke Lanz und zwar nur Joke Lanz. Als ein solches wurde es nach einer abschließenden Tour und einem limitierten Tape vor ein paar Monaten zu Grabe getragen. Auferstanden ist Sudden Infant seit kurzem als Trio, zu dem neben Lanz nun noch ein Schlagzeuger Weiterlesen
SWANS: The Seer
Als die Swans 1996 mit „Soundtracks For The Blind“ das letzte Studioalbum für 14 Jahre veröffentlichten, waren das zwei CDs voller Loops, Collagen, Fragmente, ausufernder Stücke, die das vorwegnahmen, was später Postrock genannt werden sollte und auf gewisse Weise war das auch ein Eingestehen, dass man das, was musikalisch möglich war, ausgeschöpft und erschöpft hatte, ähnlich vielleicht wie das Spätwerk Shakespeares Theaterkonventionen und das, was zur damaligen Zeit aufführungstechnisch möglich war, sprengte. Weiterlesen
You Killed Me First: The Cinema of Transgression
Es wird immer noch gelegentlich behauptet, die 80er wären generell verklemmter und weniger freizügig gewesen als die 70er. Sicher mag das in vielen Fällen auch so gewesen sein, und warum sollte das in einer Kultur, die in vielerlei Hinsicht nach den Gesetzmäßigkeiten von Konjunkturzyklen funktioniert, auch verwundern. Relevanter ist die Beobachtung, dass das Enthemmte, Dionysische, das man mit vielen Phänomenen der Jahre um 1970 in Verbindung bringt, ein Jahrzehnt später zu einem Großteil in die Subkulturen abgewandert ist, und dort weniger die Liebe und den Frieden feiert, sondern vielmehr Weiterlesen