Im aktuellen Wire beklagt ein Leserbriefschreiber die (angenommene) Fokussierung auf Metal in all seinen (für den Schreibenden zu) düsteren Spielarten und fordert stattdesssen „uplifting, righteous and positive subject matter“. Abgesehen davon, dass diese Forderung vielleicht (allzu)viel über den Schreiber verrät, würde er vielleicht an dem (hervorragenden) aktuellen Album des Quintetts aus Minneapolis Gefallen finden, was allerdings nicht gegen dieses Album spricht.
Über die Band hieß es einmal: „Since 2016, IE has been exploring slow, heavy, long-form hypnotic landscapes.“ Dieser Ansatz spiegelte sich etwa auf dem aus zwei langen Stücken bestehenden Tape „Aune“ mit seinem „hypnotic minimalism“. Auf dem 2023 erschienenen Album „Junk Body“ wurde dann erstmalig der Gitarre ein größerer (Klang-)Raum zur Verfügung gestellt.
„Reverse Earth“ knüpft bedingt an den Vorgänger an. Auf dem das Album eröffnenden Titelstück werden ein entspannter Beat, verspielte Melodie und leicht entrückter Gesang kombiniert. Im weiteren Verlauf kommt dann eine E-Gitarre dazu. Auf „Divination Bag“ hört man eine orientalische Flöte. Dann gibt es Momente, an denen das Band zu leiern scheint. Die Vocals haben eine fragile Entrücktheit, die manchmal gar nicht so weit von Tor Lundvalls Arbeiten entfernt ist. „Babel“ ist durchzogen von spoken words. Mein Favorit ist der letzte Track „Dark Rome“ mit einen schon fast sakralen Gesang und einem Keyboard, das an ein Spinett denken lässt. Das ist ein fein gewobenes Stück mit Anklängen an Dream Pop für eine nächtliche Fahrt durch kaum greifbare Orte. (MG)
Label: Quindi Records