GOLEM MECANIQUE: Luciferis

Es gibt wohl wenig einflussreichere Werke der europäischen Geistes- und Literaturgeschichte als die Divina Commedia des Dante Alighieri. Zahlreich bis zahllos sind die Künstler, die sich auf den Text und die über die im Lauf der Jahrhunderte entstandenen Illustrationen anderer Künstler beziehen: Berühmt sind die Bilder des von Peter Ackroyd so titulierten „Cockney visionary“ William Blake, noch omnipräsenter sind Gustave Dorés Illustrationen (von denen eine auch das Cover des neuen Albums von Golem Mecanique ziert), Weiterlesen

Neues Album und Konzert von Schneider TM

Dirk Dresselhaus bringt im 25. Jahr seines Projektes Schneider TM ein neues Album heraus. Das auf einer Vielzahl an akustischen und elektronischen Klangquellen und zahlreichen Bearbeitungsschritten basierende “Pop”-Album “The 8 Of Space”, das unter Mitwirkung von Michael Beckett (Kptmichigan) und Tomoko Nakasato entstand erscheint am 9. April als CD und LP bei Editions Mego. Ein Jubiläumskonzert findet am 30. Juni im Kesselhaus der Berliner Kulturbrauerei statt. Weiterlesen

Mitschnitt des letzten Konzerts von Mika Vainio auf Doppel-LP

Editions Mego bringen in Zusammenarbeit mit dem Label der Genfer Konzert-Location Cave12 eine Aufnahme des Konzertes, das Mika Vainio dort wenige Wochen vor seinem Tod 2017 gespielt hat, heraus. Die in vier jeweils seitenfüllende Abschnitte bzw. Movements segmentierte Aufnahme wurde im vorigen Jahr von Stephen O’Malley editiert und von Carl Michael von Hausswolff abgemischt, das Mastering übernahm Dennis Blackham, das Cover ziert ein Motiv des österreichischen Konzeptkünstlers Franz Graf. Weiterlesen

On Feather and Wire: Rivet auf Editions Mego

Der schwedische Producer Mika Hallbäck Vuorenpää alias Rivet bringt Anfang Februar eine neue Doppel-LP heraus, die digitale Version ist bereits über Bandcamp erhältlich. Rivet Musik sprengt einmal mehr die Grenzen gängiger Genre-Konventionen und verknüpft Elemente zahlreicher Formen der (nicht nur elektronischen) Musik, dockt an die Entrücktheit des Ambient, die Unmittelbarkeit des Punk, die melancholisch eingefärbte Unbeschwertheit neueren Elektropops, die dystopischen Untertöne des Industrial an, und bewahrt mit seinen geschliffenen Produktionen und den fremdartigen Vocals doch stets eine eigene, elegante Richtung. Das Label nennt CoH, Chris & Cosy und The Knife als Bezugsgrößen seiner vielfältigen Handschrift. Weiterlesen

Animal électrique: Gemeinsames Album von Reinhold Friedl und Eryck Abecassis

Reinhold Friedl und Eryck Abecassis bringen ein gemeisames Album heraus. Die ersten Ideen zu “Animal électrique” enstanden bereits vorbeinahe zehn Jahren, nachdem zeitkratzer-Gründer Friedl und der französische Soundartist erstmal in dessen Heimatstadt Marseille aufeinander trafen – ein Ort, der als “Schmelztigel der Kulturen, der Klänge und des Lärms” den Grundstein zu einer gemeisamen Arbeit legte, bei der Friedls als lärmende Soundmaschine fungierendes Klavier und Abecassis analoger Synthesizer eine raue Synthese eingehen. Vollendet wurde das Projekt erst, als die beiden zum Akousma Festival 2019 von Radio France in Paris eingeladen wurden. Das Album ist digital bereits erhältlich, die LP erscheint im November bei Editions Mego. Weiterlesen

NOK 2020: Wiederveröffentlichung von Ulrich Troyers Debüt

Ulrich Troyer bringt eine erweiterte Version seiner 2000 erschienenen Debüt-EP “NOK” (Editions Mego) neu heraus. Das Mini-Album, in Troyers Worten ein “soundtrack for an imaginary cartoon”, verband seinerzeit hohe und niedrige Frequenzen mit organischen Sounds zu einem polyrhythmischen Kontinuum. Die neue, auf der Basis der Original-DAT-Tapes gemasterte Version, enthält unveröffentlichte Aufnahmen aus der Zeit sowie Remixe von Christian Fennesz und Stefan Németh und erscheint somit als Longplayer bei 4Bit Productions. Weiterlesen

Peter Rehberg und Stephen O’Malley mit neuem KTL-Album

Das aus Peter Rehberg und Stephen O’Malley bestehende Duo KTL – Kindertotenlieder – bringt mit “VII” Ende August eine neue LP heraus, digital ist das Album bereits erhältlich. “VII” entstand dieses Frühjahr in Berlin, wo die beiden Musiker einen Kurzaufenthalt aufgrund des Lockdowns ausdehnen mussten, und ist diesmal ein rein für sich stehendes Album. Eine deutlich cinematische oder theatralische Atmosphäre weisen die fünf vibrierenden, z.T. monumental anmutenden Scores, die auf unterschiedlicher Instrumentierung basierend einen Ort zwischen neuer Musik, experimenteller Elektronik und einer Spur schleppenden Doom-Metals beanspruchen, aber auch diesmal auf.
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PHURPA: Hymns Of Gyer

Viele denken beim Thema Schamanismus heutzutage wahrscheinlich weniger an Mircea Eliade als an auf Island gedrehte und in Spitzbergen spielende Mysteryserien oder an die zahlreichen/zahllosen Scharlatane, die denjenigen, die auf der Suche nach einem weiteren Mosaikstück für ihre Bricolagespiritualität sind, ihre Dienste anbieten. Weiterlesen

GOLEM MECANIQUE: Nona, Decita et Morta

Unter der Namen Golem Mecanique hat die Französin Karen Jebane in den letzten zehn Jahren eine Reihe von teilweise konzeptionellen Arbeiten veröffentlicht, so z. B. Alben beeinflusst von Dantes Göttlicher Komödie („Chant IV“) oder Pasolini/Euripides („Medea“). Sie selbst spricht auf ihrer Bandcampseite als Bezeichnung für ihre Musik von „Drone Sacred music/ghost /speaking with faded gods /blind spots / Weiterlesen

RENALDO AND THE LOAF: The Elbow is Taboo / Elbonus

Obwohl Renaldo & The Loaf, ganz im Unterschied zu ihren frühen Unterstützern, den Residents, nie ein Geheimnis um ihre Personen gemacht hatten, umgab und umgibt sie bis heute eine Aura des Mysteriösen – so, als wäre ihr schalkhafter Humor, ihre Absage an alle gängigen Stilmuster, ihre Lust am Zweckentfremden aller erdenklicher Instrumente und die daraus entstehenden svankmajerhaften Parallelwelten eine Maske, die die dahinter verborgenen Musiker Brian Poole und David Janssen Weiterlesen

HEATHER LEIGH: Throne

In Heather Leighs bisheriger Diskographie nimmt „Throne“ in mehrfacher Hinsicht eine Ausnahmestellung ein, denn es ist ihr bislang poppigstes Songalbum, dass sich vom ungeschliffenen Sound des drei Jahre alten „I, Abused Animal“ ebenso absetzt wie von ihren Zusammenarbeiten mit Peter Brötzmann, bei denen ihr Spiel auf der Pedal Steele-Gitarre einen eher subtilen, hintergründigen Part einnahm. Aber es scheint auch ihr intimstes Werk zu sein. Weiterlesen

UUUU: s/t

Als Thighpaulsandra vor zwei Jahren ein Album herausbrachte, das in seiner Reichhaltigkeit das Zeug zu einem Opus magnum hatte, hätten wahrscheinlich wenige daran geglaubt, dass in den folgenden Jahren weitere Erzeugnisse dieser Größenordnung aus der Richtung kommen würden, doch weit gefehlt: Unter dem mysteriösen Namen UUUU wurde dieses Jahr im gleichen Dunstkreis ein Allstar-Projekt aus der Taufe gehoben, dass sich mit Edvard G. Lewis, Matthew Simms (beide Wire) und eben Thighpaulsandra stark mit dem Line-up der „Golden Communion“ überschneidet und – nicht zuletzt wegen der Weiterlesen

OREN AMBARCHI: Hubris

Auf dem ersten Eindruck erscheint das Album „Hubris“, das Oren Ambarchi mit Hochkarätern wie Arto Lindsay, Jim O’Rourke, Joe Talia, Ricardo Villalobos und Keith Fullerton Whitman aufgenommen hat, wie ein äußerst strenges Werk, und dieser Eindruck bleibt über weite Strecken bestehen: Einfache rhytmische Muster dominieren den ganzen, noch eher sauber klingenden ersten Teil und verändern sich nur langsam über einen größeren Zeitraum hinweg, werden dichter, griffiger, neue Elemente kommen mit der Zeit dazu, doch an der Basis Weiterlesen

DANIEL HIGGS: The Fools Sermon, Part 1

Traditionell ist der Narr eine Figur, die ungestraft unangenehme Wahrheiten aussprechen darf. Der Deal ist, dass er als mehrdeutige Figur auftritt, deren Aussagen ebenso sehr als dumm, deren Haltung jederzeit auch als ironisch und scherzhaft aufgefasst werden kann. Wer sich nicht auf die Füße treten lassen will, der muss ihn nicht ernst nehmen. Geht es darum, unorthodoxe religiöse Wahrheiten zu verkünden, bedarf es mitunter Figuren, die sich im Grenzbereich von Prophetie und Narrentum aufhalten. Weiterlesen

V.A.: Sacred Flute Music From New Guinea (recorded by Ragnar Johnson & assisted by Jessica Mayer)

Mitte der 70er verbrachte der Anthropologe Ragnar Johnson, der sich in der Vergangeheit ausgiebig mit regionaler Musik in Äthiopien und dem Jemen befasst hatte, ein paar Monate in Papua Neuguinea, um zusammen mit seiner Kollegin Jessica Mayer rituelle Musik der Einheimischen zu erforschen und zumindest auf Tonkonserven vor dem Zahn der Zeit zu retten. Sein besonderes Augenmerk lag auf den meist aus Bambusrohren hergestellten Heiligen Flöten, mit denen die Stimmen von Geistern nachgeahmt und somit evoziert werden sollten. Weiterlesen

COH: Music Vol.

Unter denjenigen, die computerbasierte Musik machen, gibt es wenige, die das so ernsthaft betreiben wie Ivan Pavlov, der seit Jahren als COH in verschiedensten Genres elektronischer Musik agiert. Dabei können innerhalb einer Veröffentlichung Stimmungen und musikalische Ausrichtung wechseln, wie auf der vor etlichen Jahren veröffentlichten hervorragenden „Love Uncut EP“. Weiterlesen

WHEN: The Black Death

Im Jahr 1349 ereignete sich die vielleicht größte Katastrophe der norwegischen Geschichte, die die Bevölkerung des Landes auf einen Drittel ihrer vorherigen Größe schrumpfen ließ – eine Pestepedemie, von der sich der Schwede Ingmar Bergman zu seinem Film „Das siebte Zeichen“ inspirieren ließ, der aber v.a. der Maler Theodor Kittelsen in Jahr 1900 mit dem Bildband „Svartedauen“ ein düsteres Denkmal setzte. Der aus dem Progrock stammende Lars Pedersen, der unter dem lakonischen Pseudonym When schon eine Reihe experimenteller Alben herausbrachte, griff den Stoff Weiterlesen

COMPOUND EYE: Journey From Anywhere

„Journey From Anywhere“ ist nach dem sehr limitierten „Origin of Silence“ von 2012 das zweite Album des aus Drew McDowall und Tres Warren (Psychic Ills) bestehenden Projekts. McDowall war von Mitte der 90er bis zum ersten Teil von „Musick to Play in the Dark“ Mitglied von Coil und musikalisch bewegt sich Compound Eye auch in einem ähnlichen Universum wie diese. Weiterlesen