White Hex haben ihrer ersten 12” nicht nur den Titel „Heat“ gegeben, sie nennen ihren Stil obendrein auch noch Tropical Goth. Auf den ersten Eindruck könnte man jedoch meinen, dass das winterlich dunkle Coverbild weit mehr zur desolaten Stimmung der Musik passt, die das australische Duo Tara Green und Jimi Kritzler fabriziert, aber vielleicht soll das Porträt der beiden ja auch so etwas wie den Triumph des Entronnenseins dokumentieren. Die tropische Hitze, die die beiden hier eine knappe halbe Stunde lang ins Werk setzen, ist jedenfalls brütend, schwül und malariageschwängert, daran ändert auch kein Songtitel wie „Holiday“ etwas.
Kritzler spielt bereits seit ein paar Jahren Gitarre in einer im australischen Brisbane gegründeten Band namens Slug Guts, die letztes Jahr sogar eine LP auf Sacred Bones herausbrachte. Als er mit Tara, kurz bevor die beiden sich für einige Zeit in Richtung Deutschland verabschiedeten, White Hex ins Leben rief, wohnten sie gerade in einem heruntergekommenen Haus, das ansonsten von „neighborhood criminals, junkies, scumbags and teenagers“ bewohnt war, was nach eigenen Angaben einen guten Teil zur fiebrig-drückenden Atmosphäre der acht Songs beigetragen hat. Mit etwas Fantasie kann man sich das Haus und seine Umgebung als Schauplatz unheimlicher Geschichten vorstellen, wie sie sich in einem Film wie Abel Ferraras „The Addiction“ abspielen, einem postmodernen Vampirfilm, in dem archetypische Blutsauger auf die Realität des Junkie-Alltags, den täglichen Sozialdarwinismus der Straße treffen, versinnbildlicht in einem Diavortrag über die Entgleisungen des Vietnam-Krieges.
Schöngeister sind die beiden natürlich dennoch, aber man muss die Musik etwas länger auf sich wirken lassen, um das vollends zu registrieren – zwischen den monotonen Akkorden und den parataktischen Textzeilen, die Tara mal dumpf und verhallt, mal im lasziven Alt einer abgetakelten Bardame, aber stets kühl und distanziert aus den Boxen dringen lässt. Dass das ganze doch irgendwie von einer Patina des Traditionalismus überzogen ist, macht ihren verhaltenen Ästhetizismus aus. Da wäre der leicht verrauschte Klangnebel, der den Migräne verursachenden Beat des ätzenden Drumcomputers wie eine süßliche Dopewolke umhüllt, aber auch die geheimnisvollen Twangs, die dem ganzen eine verdrehte Surf-Atmosphäre geben und alte Scheiben von Gun Club oder von Landsleuten wie Cave und Howard in Erinnerung rufen. Und eine Brücke zu dem Sound, mit dem Earth berühmt geworden sind, gibt es ebenso – Cowboypathos oder was man sich darunter vorstellt, zusammen mit doomiger Schwere.
Graveyard Blues heißt es da, und das Duo weiß eine derartige Düsterromantik gekonnt mit Gitarrenlärm zu kombinieren, der immer mal für Momente in die reine Soundorgie kippt (Kritzler ist übrigens wohl großer Whitehouse-Fan), und an manchen Stellen fragte ich mich, wie gut dieser Musik eventuell eine noch größere Derangiertheit zu Gesicht stehen könnte, die den Song völlig hinter sich lässt. Aber das kann ja noch kommen, und sollte es für erste bei dem dreckingen Punk’n'Wave im Midtempo bleiben, könnte ich gut damit leben.
Label: AVANT! Records