Als vergangenes Jahr Drew Mc Dowall sein zweites Soloalbum veröffentlichte, da steuerte Roxy Farman auf einigen Stücken Vocals bei. Sie ist eine Hälfte von Wetware, eines aus ihr und Matt Morandi bestehenden Duos, das sich irgendwo an der Schnittstelle von Postindustrial und Techno bewegt und (nach zwei EPs) mit „Automatic Drawing“ nun das Langdebüt vorlegt.
Das Album beginnt mit dem instrumentalen „Pantomime“, das mit seinen analogen Melodiebögen und der piepsenden Elektronik an einen kaputten Computer oder R2D2 auf Speed denken lässt. Auf „Hand Over Mouth“ hört man Knistern und eine Maschine scheint mehrfach Anläufe zu machen, bevor Farmans (Sprech-)Gesang einsetzt. Sie trägt die kaum zu verstehenden Worte mit einer Abgeklärtheit vor, während die Elektronik stottert. „Likewise“ wird von kaputten Beats durchzogen und hier klingt Farman in ihrer Vehemenz etwas wie Moor Mother. „Ode To Joe“ erzeugt eine andere Stimmung: Der sphärenartige wortlose Gesang und die minimalistische klappernde Elektronik werden am Ende abgelöst von dem Geräusch wehenden Winds. „Act On My Behalf“ lässt den Hörer glauben, hier bediene ein Specht die Instrumente. Kurzzeitig ist eine stotternde, fragmentierte Stimme zu hören. Dagegen wird “Except All Presents” von treibenden, monotonen Beats und der stammelnden Stimme dominiert. Die Schreie auf „Where Ever You Were“ lassen an einen anderen New Yorker, den kürzlich verstorbenen Alan Vega, denken. Die Auftritte von Wetware sind dann auch von einer peformativen Wucht. Die Elektronik auf „The Luxury of Declining“ klingt wie ein Xylophon und Farman singt fast richtig. „Frequent Dreamlands“ klingt dann wieder mit den monotonen und ruppigen Beats harscher.
Was auffällt, ist dass auf vielen Stücken ein Moment der Atemlosgkeit zu herrschen scheint. Wenn man zu dieser Musik tanzen will (etwas, das zu Morandis Aufnahmen als Inhalants eher gelingen mag), dann ist das ein Veitstanz zu Ehren des heiligen Vitus. Das ist Musik für ballardsche Betoninseln oder High Rises. Wer mag, kann diese Musik als passenden Soundtrack für eine zunehmend polarisierte und als fragmentiert wahrgenommene Gesellschaft lesen, aber vielleicht reicht es auch einfach aus zu sagen, dass Wetware aufregendende elektronische Musik spielen. (MG)
Label: Dais Records