Die Zahl derjenigen Bands, die sich im Bereich Drone/Doom bewegen, ist inzwischen Legion. Dabei erweitern selbst diejenigen, die oft mit Reduktion (des Klangspektrums, des gewählten Instrumentariums) assoziiert werden, ihr Klangbild. Es gibt einen erheblichen Unterscheid zwischen Sunn O)))s „Grimmrobe Demos“ und einem Album wie „Monoliths and Dimensions“ und auch Al Cisneros und Emil Amos haben die Beschränkung auf Bass, Schlagzeug und Gesang aufgegeben und das Duo OM mit Robert Lowe (aka Lichens) klanglich wie personell erweitert – um nur zwei prominente Beispiele zu nennen.
Die in Duisburg ansässigen [BOLT] begannen als Duo mit zwei Bässen, zeigten allerdings auf ihren bisherigen Veröffentlichungen schon eine ziemliche Dynamik. Das lapidar “(4)” betitelte Werk ist allerdings das erste Album in Dreierbesetzung (mit dem neuen Schlagzeuger). Zwar nennen auf ihrer Bandcampseite [BOLT] als eines von vielen Adjektiven zur Beschreibung ihrer Musik das im Drone wohl unvermeidliche „repetetiv“, aber das sollte man nach dem Hören der drei Tracks nicht mit Monotonie gleichsetzen, denn „(4)“ ist ein Album, das vieles ist, nur nicht monoton oder ideenlos.
„[13]“ beginnt mit ein paar vereinzelten Basstönen, die kaum variiert werden, dann scheint ein Becken gestrichen zu werden, irgendwann hört man melodische, flächige Passagen. Minutenlang wartet man auf die Eruption, die dann nach 15 Minuten endlich einsetzt. Die letzten Minuten bestehen dann aus Grundrauschen. Das Stück hat trotz aller Schwere melodische Untertöne und entwickelt langsam aber stetig eine ziemliche Dramatik. Ich hatte schon bezogen auf das vor einigen Jahren veröffentlichte „(2)“ auf Filmmusik verwiesen und dieses wahrlich epische Stück hat durchaus ebenfalls filmischen Charakter. In seiner Düsternis allerdings einen Film untermalend, den man vielleicht sehen, aber in dem man nicht unbedingt mitspielen möchte. „[18]“ beginnt mit vereinzelten Schlägen auf das Becken, dann setzt aber nach knapp zwei Minuten der verzerrte Bass mit voller Wucht ein. Wenn dann das Schlagzeug hinzukommt, dann hört man vielleicht das, was die Band im Presseinfo als „ecstatic noise“ bezeichnet. „[22]“ spielt mit seinen Blastbeats an Black Metal an, entwickelt sich aber zu einem Postrockstück, bevor es in einem mehrminütigen dunklen Brummen endet.
Das Cover des Albums mit seinen aus der Dämmerung auftauchenden (oder in ihr verschwindenden) Palmen illustriert diese schwere, dunkle Musik angemessen. (MG)
Label: Dunk!Records (Vinyl) / Narshadaa Records (CD, MC)