[BOLT]: (02)

Auf den ersten Blick scheint das Duo aus Bochum extreme Reduktion zu betreiben: zwei Mann, zwei Bässe, eine 12′, auf der die Infos vor lauter Schwärze kaum auszumachen sind, als Tracktitel lediglich Zahlen in eckigen Klammern. Das ist allerdings durchaus konsequent, wenn man bedenkt, wie arbiträr Titelgebung bei instrumentaler Musik oft erscheint. Bei näherer Betrachtung zeigt sich zudem noch ein leicht anderes Bild, werden die beiden doch – zumindest partiell – von weiteren Musikern unterstützt: Mit „[03]“ beginnt das Album; (Gitarren-)Rauschen erweckt Assoziationen an entfernte Arbeiten in Fabrikhallen, bevor der noch recht unverzerrte Bass einsetzt. Im weiteren Verlauf entwickeln sich im Hintergrund Melodiefragmente, die dem Track eine durchaus melancholische Note geben, der Bass wird verzerrter. Das Stück ist atmosphärisch enorm dicht und für mich das stärkste des Albums. Nach zehn Minuten endet das Stück mit Vogelgezwitscher, das nach dieser Trauermusik fast schon zynisch klingt. „[09]“ ist dagegen wuchtiger, massiver, unmittelbar setzt der verzerrte Bass ein, der gegen Ende des Stücks fast wie eine Maschine klingt. Ein rabiates Stück, das nach zweieinhalb Minuten endet. „[02]“ dagegen arbeitet mit Keyboardflächen, die mit dem Bass eine Synthese eingehen und dem Track einen durchaus epischen Charakter geben – vielleicht ist das [BOLTS] Art von Filmmusik. „[05]“ beginnt erneut mit dem Gezwitscher von Vögeln, in die der Bass einbricht. Nach etwa sieben Musik setzt ein Klavier ein, mit dem diese EP relativ optimistisch ausklingt. Dann zwitschern nur noch die Vögel und der Rest ist Schweigen.

Manchmal glaubt man, all diejenigen, die sich dem ewigen Drone widmen – ob mit elektronischem Instrumentarium, ob nur mit Gitarre oder aber wie im Falle von [BOLT] weitgehend beschränkt auf zwei Bässe -, wollten letztlich nur eines: Ein Einfrieren, eventuell auch ein Überwinden der Zeit. Vielleicht ist das beigefügte in Folie eingeschweißte Herbstblatt ein starkes Symbol dafür. Das welkende Laub wird wie eine Fliege im Bernstein verewigt: Vergänglichkeit und ihre Transzendierung in eins. Tolle Platte.

M. G.

Label: Aentitainment

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(02) from Aentitainment on Vimeo.