In den letzten Jahren hat Tor Lundvall eine Reihe von Boxsets veröffentlicht, auf denen alte und neue Arbeiten zu finden waren. Mit „A Dark Place“ – sicher eine angemessene Beschreibung der Stimmung des Albums und durchaus programmatisch zu verstehen – veröffentlicht Lundvall über Dais Records das erste nicht instrumentale Album seit dem 2009 veröffentlichten (aber schon 2005 aufgenommenen) „Sleeping and Hiding“.
Lundvall spricht von persönlichen Schicksalsschlägen (u.a. der Tod seines Vaters), die die Arbeit an dem Album beeinflusst hätten und dass “A Dark Place” (vielleicht in einem noch stärkeren Maße als andere seiner Aufnahmen) von „a lot of pain, fear and sadness“ durchzogen sei. Allen Arbeiten Lundvalls, seien es seine Gemälde oder sei es seine Musik, haftet zudem etwas Somnambules an. Die Nacht scheint die angemessene Zeit für Lundvalls verrauschte und verhallende Musik zu sein. Insofern ist es ganz passend, dass das Album primär in der Nacht aufgenommen wurde. Die seine Gemälde und Plattencover bevölkernden Figuren haben häufig etwas Unheimliches und wirken auch dann, wenn sie in Gruppen auftreten, wie Vereinzelte und Einsame. Auf dem Cover von “A Dark Place” findet sich das in Lundvalls Bildern häufig zu findende Motiv der Maske. Was sie enthüllt, ist aber durchaus ähnlich dämonisch und lässt den Unterschied von Person und Persona verschwinden.
Die das Album durchziehende dunkle Stimmung wird fortwährend textlich manifest: Der im Bett Liegende ist „wrapped in fear and creeping dread“ (“Quiet Room”). “The silent fear creeps across the lawn/ [...] like a frightened child I cry alone“ (“The Void”). Auf „Haunted By The Sky“ folgt das lyrische Ich den “Schatten”, auf “The Invisible Man” spielen die Kinder „as I fade away”. Der “Negative Moon” illuminiert die Toten: “There’s a black moon in the sky/lying on the side/the smile lined in red/a dark light for the dead ”. Auch das Titelstück verdeutlich den Gemütszustand: “My dark heart deep inside/all the pain and fear you hide/like a black cloud in the night/with the halo of the light“. (Er)Lösung gibt es scheinbar erst in “The Next World”: „my dreams live on in the next world“.
Musikalisch arbeitet Lundvall weiterhin viel mit Hall und Echo. Zu der dezenten Synthinstrumentierung kommen Feldaufnahmen von zwitschernden Vögeln („The Void“), dezenter Bass („A Dark Place“, „The Void“) und pochender Drumcomputer und Gitarre (“Negative Moon“) hinzu. Letztlich ist das eine in ihrer Konsequenz beeindruckende gedrückte und bedrückende Form von Pop – ganz so, als hätten OMD ein Bad in Datura und Tollkirsche genommen. (MG)
Label: Dais Records