Auf dem siebten Teil der „Drone-Mind // Mind-Drone“-Reihe präsentieren wieder vier Künstler aus unterschiedlichen Ländern „the various sides of today’s experimental drone music“, wie es von Labelseite heißt und erneut wurde ein Gemälde von Pete Greening für das Cover verwendet, der über seine Arbeiten sagt: „My paintings explore the optical effects of linear distortion and arithmetical progression. The patterns and colours used are carefully selected to create either an optical illusion of movement, or to create a feeling of tension on the surface of the painting.“ und damit sicher auch konzeptionell gut zur Reihe passt.
Specimens, das Einmannprojekt des Briten Alex Ives, ist mit drei Stücken vertreten: „Broken Beams“ beginnt kaum wahrnehmbar, dann setzt ein leicht noisiges Grundrauschen ein, das unter der Oberfläche eine gewisse Unruhe ausstrahlt. Gegen Ende hört man sakrale Stimmen. “First Flight“ beginnt ähnlich reduziert, es lassen sich melodische Passagen erahnen. „Over The Great Island“ ist verglichen mit den beiden Vorgängern ein etwas dunklerer Track, der im Laufe an Dramatik zunimmt. Aus Lithauen stammen (die auch schon auf diesen Seiten besprochenen) Skeldos, deren „Byra“ ein zehn Minuten langer melodischer, mysteriöser Track ist, der eine leichte Melancholie verstömt. In dem Presseinfo wird der Titel mit „falling“ oder „crumbling“ übersetzt und das sind sicher nicht die schlechtesten Begriffe, um die erzeugte Stimmung zu beschreiben, denn zwischendurch ergreift the sadness of things den Hörer. Dennoch ist das eine Musik, die etwas Tröstendes hat, fühlt man sich doch trotz aller Traurigkeit gleichzeitig in der Musik aufgehoben. Die bulgarischen Mytrip steuern zwei Stücke bei: Auf „Death Is My Heaven“ hört man ein kaum zu erahnendes perkussives Pulsieren über einer dunklen an- und abschwellenden Fläche. Das fast schon symphonische „I Stood Still“ klingt so in etwa wie eine verrauschte Version von GAS. Abgeschlossen wird die zweite Seite des türkisfarbenen Vinyls von Opening Performance Orchestra aus Prag (die sich Vinyl u.a. schon mit Blixa Bargeld und Merzbow geteilt haben), deren 12-minütiges „Creeping Waves III“ verglichen zu einigen der anderen Beiträge reduzierter und weniger melodisch ist – was nicht verwundert, heißt es doch von Seiten der Musiker, ihre Musik sei „fraction music“: „no melody – no rhythm – no harmony“. Dieses rumplende Dröhnen scheint aus den dunkelsten Ecken der Erde zu kommen und man fragt sich, wer sich hier durch tiefe Gesteinsschichten zu wühlen scheint. Das ist sicher der unheimlichste und vielleicht beste Track dieser Veröffentlichung.
Zum ersten Mal liegt einem Album der „Drone-Mind // Mind-Drone“-Reihe eine CD bei. Auf dieser ist die vollständige Version von „Creeping Waves“ enthalten: Auf 70 Minuten wird unter dem Motto „an object in a space – a shadow on a surface – a sound in the air – a vibration in my head“ eine totale Immersion in die Klangwelt der Prager ermöglicht. (MG)
Label: Drone