Unter der Namen Golem Mecanique hat die Französin Karen Jebane in den letzten zehn Jahren eine Reihe von teilweise konzeptionellen Arbeiten veröffentlicht, so z. B. Alben beeinflusst von Dantes Göttlicher Komödie („Chant IV“) oder Pasolini/Euripides („Medea“). Sie selbst spricht auf ihrer Bandcampseite als Bezeichnung für ihre Musik von „Drone Sacred music/ghost /speaking with faded gods /blind spots / slamming windows /still travels”. Das klingt erst einmal etwas überladen, ist aber vielleicht dennoch gar nicht solch eine schlechte Selbtkategorisierung.
Auf „Nona, Decita et Morta” wird sie credited mit Stimme, drone box und Orgel, unterstützt von Marion Cousin am Harmonium. Die sogenannte “drone box”, die Jebane spielt, ist ein französisches Instrument, das an eine Drehleier denken lässt und das das Klangbild des Albums entscheidend prägt.
Die erste Seite beginnt a capalla: „We fall and fall/We cut the Veil/The Gods forgot/The kind we are /Bring back the Dark/Our sweet shelter“. Jebane klingt geisterhaft, entrückt, bevor dann ein Drone einsetzt, der anfangs minimalst variiert wird. Das ist eine Klangwand aus Harmonium, Drehleier, langsam, zäh, von einer dunklen Schwere, in der Jebanes Stimme auftaucht und ein wortloses Klagelied zu intonieren scheint. Kurzzeitig muss man an Lisa Gerrard denken. Gegen Ende schwillt der Drone ab und gerade wenn man meint, es sei vorbei, setzt Jebane wieder ein und verkündet „We should be quiet/Mankind forgot/The Gods we are“. Die zweite Seite beginnt mit einem Orgeldrone, zu dem getragener Gesang dazukommt, sie intoniert: „O Sisters why hide ourselves?/Wandering in such dark land /One is Blind, one is Death/I’m the Third“. Jedwedes Medidative, das der sanfte Orgeldrone erzeugt, wird durch den Gesang destruiert, der teilweie etwas subtil Dämonisches hat, zwischendurch verebbt die Stimme, ein Drone setzt ein, der sich zum Ende hin immer mehr verdichtet. Erneut hört man Gesang ein, Unverständliches verkündend.
Stephen O’ Malley, der das Album auf seinem Label Ideologic Organ veröffentlicht hat, nennt u.a. Phil Niblock als Referenz, um den Klang der “drone box” zu beschreiben. Es ist vielleicht auch ganz passend, dass Jebane in einem Interview davon spricht, die Gemälde Pierre Soulages sehr zu schätzen. Man könnte ergänzend zum Klangbild des gesamten Albums sagen, dass hier in einem Akt von unheiligem/unheimlichen Anachronismus Nico in einer Session mit Charlemagne Palestine den Soundtrack zu „The Witch“ reimaginiert. (MG)