MODE IN GLIANY: Kelc’h-lizher

Manchen Labeln gelingt es über die Jahre hinweg, so etwas wie eine schnell wiedererkennbare Ästhetik zu entwickeln (paradigmatisch etwa 4AD oder ECM, in den letzten Jahren etwa auch Sacred Bones), manchmal, aber nicht notwendigerweise immer damit einhergehend, auch so etwas wie einen Corporate Sound. Einen Klang(-Raum), der aber im Idelafall groß genug ist, um ein allzuenges Korsett zu vermeiden. Galakthorrö haben über die Jahrzehnte hinweg beides geschafft (Schwarzweißästhetik, analoge, teils transgressive elektronische Musik).

Über den neuesten Labelzugang Mode In Gliany, das aus der Nordbretagne stammende Projekt von Boris Völt, das schon eine Reihe von Tonträgern (teils nur digital) veröffentlicht hat, heißt es, es sei von November Növelet inspiriert worden, dem Duo, dem auf diesem Seiten attestiert wurde, „die großen Melancholiker“ bei Galakthorrö zu sein.

Das sollte man aber ganz sicher eher als Inspiration denn als Imitation verstehen. Auch das Einmannprojekt orientiert sich an elektronischer (Pop-)Musik der frühen 80er und Mode in Glizany geben ihren leicht angedunkelten analogen Synthsounds eine gute Infusion Elektropops, gleichzeitig gibt der zurückhaltende, fast flüsternde Sprechgesang den Stücken einen somnambulen Charakter.

Zu dem Opener „Procédurale“ mit treibenden Beats und melancholischen Synthflächen gibt es ein Video, das mit seinen dis- und assoziativen Schwarz-Weiß Bildern fast Murnau wiederauferstehen lässt. Auf „Densité“ mit seinem analogen Drumcomputer flüstert Völt, untrstützt von einer weiblichen Stimme . „S’en Aller“ ist ein treibendes Elektropopstück.Ob das instrumentale „Carnival of Souls“ auf gleichnamigem Film, der die zentrale Idee aus Ambrose Bierce berühmter Kurzgeschichte „An Occurence at Owl Creek Bridge“ lange vor “The Sixth Sense” aufgreift, anspielt, weiß ich nicht, aber auch dieser Film ist von einer (Alp-)Traumatmosphäre durchzogen. Das Stück klingt wie eine sehr gute Depeche Mode B-Seite, die von John Carpenter gecovert wurde, was gar nicht abwertend zu verstehen ist. Wenn man bedenkt, wie sehr Musik dieser Art in den 90ern von weiten Teilen der (nicht subkulturellen) Presse ignoriert wurde, so ist es durchaus erfreulich, dass dies inzwischen nicht mehr der Fall ist. Ein Album darf jetzt gerne folgen. (MG)

Label: Galakthorrö