Ron Geesin, der ursprünglich vom Jazz kam, bereits Mitte der 60er die elektronische Avantgarde für sich entdeckte und einige Jahre später mit Pink Floyd arbeitete, ist nach Jahrzehnten nur mäßiger Publicity endlich wieder mehr im Gespräch. Inaktiv war er in der zurückliegenden Zeit allerdings nie, und so gibt es mittlerweile eine ganze Reihe an Aufnahmen, die ein größeres Publikum noch zu entdecken hätte. Dazu gehören auch die Soundtracks, die Geesin in den späten 60ern für fünf experimentelle Kurzfilme seines Freundes Stephen Dwoskin ausgearbeitet hatte.
Zu den meist um die zehn Minuten langen Set-Pieces, die meist Schauspielerinnen wie Joan Adler, Zelda oder Beverly Grant in vordergründig wenig dynamischen, aber umso fesselnden Einstellungen beim Halbschlaf, beim Brettspiel oder beim Rauchen zeigen, steuerte Geesin Scores von nie zu gefälliger Eingängkeit bei, die auf traditionellen (Banjo, Klavier) und experimentellen (Tapetechnik) Klangquellen basieren und durch ihren Einbezug welt- und populärmusikalischer Mittel jede Genrezugehörigkeit verweigern.
Aus dem sich mysteriös vorantastenden Banjospiel, das zwei Brettspielerinnen in Chinese Crackers begleitet, kristallisiert sich erst nach und nach eine ostasiatisch anmutende oder zumindest solche Assoziationen weckende Melodie heraus, die mit verspielter Ernsthaftigkeit etwas archaisches anklingen lässt. Ebensolches kann man sicher auch aus rauschenden (Proto-)Noise-Loops des geheimnisvollen Moment-Streifens ziehen, bei der die Protagonistin mit sparsamer Mimik eine expressive Dramatik zu erzeugen weiß. Das liegt sicher nicht nur, aber durchaus auch an der Lärmkulisse und ihrem harschen Kontrast zur eher smoothen Bildwelt.
Den Gegenpol zu solcher Monotonie – die in der Spannung des Wartens in Alone wiederkehrt – findet man in der episodischen Fülle von Pot-Boilers, dessen Score hier zum Titeltrack gekürt wurde. Tastend Saiten und skeletthafte Perkussion bilden einen angejazzten Zopf, lassen Ragas anklingen und kippen recht abrupt in die Dekonstruktion eines Renaissance-Tanzes, nur um im von Tierstimmen angefeuerten Bandsalat ihren Abschluss zu finden. Der schlagerhafte Zeitraffer, der in Feet aus einem Klimperkasten geholt wird, bildet zu all dem einen heiteren Abschluss.
Ein Jahr nach Geesins gefeiertem “Comeback” mit dem Album “ExpoZoom” erscheinen die neu gemusterten Soundtracks als LP bei Trunk Records, die Filme, bei denen mache sicher an Warhol oder auch an den frühen Richard Kern denken mögen, findet man zum Teil recht schnell auf den üblichen Kanälen. Es empfiehlt sich aber, die Musik zunächst ohne die bewegten Bilder zu hören, da sie auch monomedial ganz eigene Assoziationen wecken kann.
Label: Trunk Records